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Interozeptive Sensibilität als Moderator kognitiver Verarbeitungsprozesse

Subject Area General, Cognitive and Mathematical Psychology
Term from 2010 to 2013
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 167877906
 
Final Report Year 2009

Final Report Abstract

Die Verarbeitung sensorischer Informationen aus dem Körper (Interozeptive Sensibilität) hat in den letzten Jahren als Moderator von Emotionen enorm an Bedeutung gewonnen. Es konnte gezeigt werden, dass das Ausmaß der interozeptiven Sensibilität z.B. für das Emotionserleben sowie für die Genese von Angstsyndromen von erheblicher Bedeutung ist. Demgegenüber lagen jedoch zu Projektbeginn keine einschlägigen Arbeiten zur Relevanz der interozeptiven Sensibilität für kognitive Funktionen vor. Es gab jedoch Hinweise, dass die interozeptive Sensibilität auch einen moderierenden Effekt auf das Entscheidungsverhalten und Erinnern emotionalen Materials hat. Das Ziel des Forschungsprojekts war demnach die systematische Untersuchung der kognitiven Funktionsfähigkeit im Zusammenhang mit interozeptiver Sensibilität. Im Zuge des Projektes wurden vier Studien durchgeführt, die verschiedene kognitive Funktionsbereiche (Aufmerksamkeit, Arbeitsgedächtnis, Entscheiden, Planen, Problemlösen, Konzeptbildung, Inhibition) umfassten. Personen mit hoher und niedriger interozeptiver Sensibilität wurden hinsichtlich der verschiedenen kognitiven Leistungsbereiche miteinander verglichen. Als Indikator der interozeptiven Sensibilität wurde die Fähigkeit zur Herzschlagwahrnehmung, operationalisiert über den Mental Tracking-Test nach Schandry (1981), herangezogen. Als zugrunde liegende physiologische Mechanismen wurden Aspekte der kardiovaskulären Aktivität sowie der funktionellen Magnet-Resonanz-Tomographie (fMRT) erfasst. In diesem Projekt konnte erstmals in einer größeren Stichprobe gezeigt werden, dass Personen mit hoher interozeptiver Sensibilität im Vergleich zu Personen mit niedriger interozeptiver Sensibilität erhöhte Leistungen sowohl im Intensitäts- als auch im Selektivitätsaspekt der Aufmerksamkeit aufweisen. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass die Fähigkeit interozeptive Signale wahrzunehmen nicht nur einen Indikator für die selbst-fokussierte Aufmerksamkeit darstellt, sondern mit einer allgemeinen erhöhten Aufmerksamkeitsleistung einhergeht. Unterschiede bei der basalen Informationsverarbeitung konnten auch auf zentralnervöser Ebene dargestellt werden. Personen mit hoher interozeptiver Sensibilität zeigten Aktivierungen in frontalen und parietalen Arealen sowie der Insula und dem zingulären Kortex bei der Reaktion auf seltene Stimuli im Vergleich zu Personen mit niedriger interozeptiver Sensibilität. Die Annahme, dass die Wahrnehmung von körperinternem Feedback Kontrolle, Steuerung und Koordination verschiedener Verarbeitungsprozesse begünstigen kann und damit in einem Vorteil im adaptiven Verhalten resultiert, konnte in diesem Projekt nicht bestätigt werden. Es fanden sich keine Unterschiede zwischen Personen mit hoher und niedriger interozeptiver Sensibilität in den verschiedenen exekutiven Funktionen (Planungsfähigkeit, abstrakte Konzeptbildung, Problemlösung, Arbeitsgedächtnis). Hinsichtlich der Fähigkeit zur Handlungsunterdrückung fanden wir bei Personen mit hoher interozeptiver Sensibilität sogar Defizite bei der Unterdrückung einer negativen Interferenz im Vergleich zu Personen mit niedriger interozeptiver Sensibilität. Die Aufmerksamkeitsverschiebung für negative Informationen bei hoher interozeptiver Sensibilität kann möglicherweise die häufig gefundene verstärkte Verarbeitung emotionalen Materials erklären. Die Befunde legen nahe, dass emotionale Prozesse, die durch Körperprozesse moduliert werden, komplexere kognitive Funktionen, wie Entscheidungsfindung, Problemlösen oder Handlungsunterdrückung modulieren. Zusammenfassend liefert das Projekt sowohl auf Verhaltensebene als auch auf zentralnervöser Ebene Evidenz für einen positiven Zusammenhang zwischen interozeptiver Sensibilität und Aufmerksamkeitsleistungen. Die Bedeutsamkeit der Wahrnehmung körperinterner Signale für einen Vorteil im adaptiven Verhalten konnte nicht gezeigt werden. Die Ergebnisse unterstützen die Annahme, dass Vorteile im komplexen adaptiven Verhalten durch emotionale Prozesse moduliert werden, die mit physiologischen Veränderungen bei kognitiven Prozessen einhergehen.

Publications

  • (2014). Attention interference for emotional stimuli in interoceptive awareness. Psychophysiology, 51(6), 573-578
    Werner, N. S., Mannhart, T., Reyes del Paso, G. A., & Duschek, S.
    (See online at https://doi.org/10.1111/psyp.12200)
 
 

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