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Visuelle Gemeinschaften: Verhältnisse des Lokalen, Nationalen und Globalen im frühen Kino, 1895-1914

Fachliche Zuordnung Theater- und Medienwissenschaften
Förderung Förderung von 2010 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 167878370
 
Erstellungsjahr 2014

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Der innovative Ansatz zur Erforschung der Filmpräferenzen distinkter Publika (Garncarz: Hollywood in Deutschland) wurde hier erstmals für eine vergleichende kulturelle Studie über die historischen Filmpräferenzen der Europäer genutzt, die nach der herrschenden Lehrmeinung seit den 1910er Jahren kulturell relativ homogen gewesen sein sollen. Die Analyse beruht auf Daten, die die Filmnachfrage der Publika in Großbritannien, Frankreich, Deutschland, den Niederlanden, Österreich, der Tschechoslowakei, Polen und Norwegen messen. Auf diese Weise ist erstmals ein Modell des Wandels der Filmpräferenzen in Europa zwischen 1896 und 1939 entstanden, das empirisch überprüft werden kann: Überall in Europa sahen und schätzten Menschen um 1900 auf Jahrmärkten und zu einem gewissen Maß auch noch in den ortsfesten Kinos der 1910er Jahre mehr oder weniger die gleichen Filme. In den 1930er Jahren favorisierten Zuschauer in verschiedenen europäischen Ländern dagegen im Wesentlichen unterschiedliche Filme – vor allem solche aus dem jeweils eigenen Land; der US-Film galt als bester Ersatz, wenn im eigenen Land zu wenig Filme realisiert wurden. Der Wandel der kulturellen Differenzierung der Filmpräferenzen geht zum einen auf einen Wandel der Demografie des Kinopublikums zurück, der erstmals aufgrund neuerer Quellenfunde rekonstruiert werden konnte, zum anderen auch auf einen Wandel des angebotenen Filmtyps. Wählte ein junges, überwiegend männliches Nischenpublikum bis Ende der 1910er Jahre vor allem Filmprogramme, die auf Sensationen setzen, so entschieden sich Zuschauer, die aus der Mitte der Gesellschaft kamen, seit den 1920er Jahren verstärkt für die neu angebotenen Spielfilme, deren erzählte Geschichten in einem besonderen Maß in den jeweils spezifischen Kulturen ihrer Zuschauer verankert sind. Die vorgelegte Studie erneuert nicht nur unser Wissen über die Filmpräferenzen der Europäer vor dem Zweiten Weltkrieg, sondern gibt auch neue Impulse zur Erforschung kultureller Präferenzen anderer Medien, Regionen und Zeiten.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • »Hvězdný systém ve výmarské kinematografii«, in: Iluminace 1/2012, S. 31-43
    Joseph Garncarz
  • »The European Fairground Cinema: (Re-)defining and (Re-)contextualizing the ›Cinema of Attractions‹«. The Blackwell Companion to Early Cinema. Hg. André Gaudreault. Malden, Minn. [u. a.]: Wiley-Blackwell, 2012. S. 317-333
    Joseph Garncarz
  • »US-Film in Europa«, in: Europäische Geschichte Online (EGO), hg. vom Leibniz- Institut für Europäische Geschichte (IEG), Mainz 2012-10-18
    Joseph Garncarz
  • Hollywood in Deutschland: Zur Internationalisierung der Kinokultur, 1925-1990. Frankfurt/M. und Basel: Stroemfeld, 2013
    Joseph Garncarz
  • »Sous-titrage, versions multiples, doublage – En quête du mode de traduction optimal«, in: L’Écran traduit, Nr. 1 (Frühjahr 2013): S. 34-45
    Joseph Garncarz
  • »Radosny nastrój i szczypta tragizmu. Kulturowa specyfika regionalnych preferencji filmowych w niemieckiej części Górnego Śląska około 1930 roku«, in: Badaniewidownifilmowej. Antologiaprzekładów, Konrad Klejsa, Magdalena Saryusz-Wolska (Hg.), Wydawnictwo Naukowe Scholar: Warszawa 2014, S. 58-76
    Joseph Garncarz
  • Wechselnde Vorlieben: Über die Filmpräferenzen der Europäer, 1896-1939, Stroemfeld, Frankfurt am Main, 2015. 261 S. : Ill., graph. Darst., Kt., 978-3-86109-200-1
    Joseph Garncarz
 
 

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