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Simultane Blickbewegungs- und EEG-Messungen sollen nachweisen, dass lokale Merkmalsdichte als Index orthographischer Komplexität einen Einfluss auf die neurokognitive Verarbeitungstiefe beim Lesen besitzt und damit den Grad der inkrementellen Interpretation bestimmt.

Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung von 2010 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 169850316
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das vorliegende Forschungsprojekt widmete sich der Frage, ob aus einem Satzkontext resultierende Vorhersagen zu verschiedenen Mustern in unterschiedlichen zeitsensitiven Messmethoden (Blickbewegung vs. EEG) führen. Darüber hinaus war es Ziel des Projektes zu erfassen, ob die durch verschiedene Schriftsysteme zu verarbeitende Information die Muster in den unterschiedlichen Messmethoden verschiedenartig moduliert. Während sich herausstellte, dass der Vergleich zwischen unterschiedlichen Schriftsystemen innerhalb einer Sprache experimentell nicht umsetzbar ist, da die Erfahrung mit dem jeweiligen Schriftsystem signifikant unterschiedlich ist und somit zu nicht interpretierbaren Ergebnissen führt, bot der Methodenvergleich eine Reihe an Ergebnissen, die sowohl für die psycholinguistische als auch die neurokognitive Sprachforschung bedeutsam zu sein scheinen. Erstens bestätigen die Experimente, dass bei einem streng restringierten Kontext (Antonymrelationen), parafoveale Effekte im EKP zu sehen sind, die sich in den Blickbewegungen erst in der ersten Fixation auf dem kritischen Wort zeigen. Zweitens bestätigt sich ebenfalls, dass die Sensitivität für die Vorkommenshäufigkeit und die Vorhersagbarkeit eines lexikalische Ausdrucks im Satzkontext zwischen den beiden Messmethoden unterschiedlich ist. Während die Augen durch Unterschiede in beiden Domänen moduliert werden, zeigen sich in den EKPs nur Einflüsse der Vorhersagbarkeit. Drittens konnten wir zeigen, dass die Geschwindigkeit mit der Texte gelesen werden, einen korrelativen Schluss auf Aktivierungsänderungen in zumindest einer der Sprachverarbeitung zugrundeliegenden neuronalen Informationsverarbeitungsfrequenz (theta) zulassen. Im Hinblick auf die Frage, ob unterschiedliche Schriftsysteme unterschiedliche Aktivierungsmuster zeigen, fanden wir heraus, dass zumindest im Vergleich zwischen dem Deutschen und dem Chinesischen eine Reihe an ähnlichen Mustern zu finden sind. Damit scheint die Informationsdichte eines Zeichens weniger bedeutsam als wir es zu Beginn des Projektes angenommen hatten. Basierend auf den Beobachtungen aus der Literatur und unseren eigenen Ergebnissen im Projekt haben wir in Bornkessel-Schlesewsky et al. (2016) argumentiert, dass der Unterschied zwischen den Methoden in der Sensitivität für den zu verarbeitenden Input besteht. Während die neuronale Informationsverarbeitung stärker durch Prädiktionen determiniert wird und somit eher top-down gesteuert ist, sind Blickbewegungen sensitiver für bottom-up-Informationen, da es den Augen somit ermöglicht wird, die Information aus der Umwelt optimal zu sampeln.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2012). Prominence facilitates ambiguity resolution: On the interaction between referentiality, thematic roles and word order in syntactic reanalysis. In P. de Swart & M. Lamers (Eds.), Case, word order, and prominence. Interacting cues in language production and comprehension (pp. 239-271). Berlin: Springer
    Kretzschmar, F., Bornkessel-Schlesewsky, I., Staub, A., Roehm, D., & Schlesewsky, M.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1007/978-94-007-1463-2_11)
  • (2013) Subjective impressions do not mirror online reading effort: Concurrent EEG-eyetracking evidence from the reading of books and digital media. PLoS ONE, 8(2), e56178
    Kretzschmar F., Pleimling D., Hosemann J., Füssel S., Bornkessel-Schlesewsky I., & Schlesewsky, M.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1371/journal.pone.0056178)
  • (2015). Dissociating word frequency and predictability effects in reading: Evidence from co-registration of eye movements and EEG. Journal of Experimental Psychology: Learning, Memory, and Cognition, 41, 1648-1662
    Kretzschmar, F., Schlesewsky, M., & Staub, A.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1037/xlm0000128)
  • (2016). The timecourse of sentence processing in the brain. In G.S. Hickok, & S.L. Small (Eds.), Neurobiology of Language (pp. 605–620). Amsterdam: Elsevier
    Bornkessel-Schlesewsky, I., Staub, A., & Schlesewsky, M.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1016/B978-0-12-407794-2.00049-3)
 
 

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