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Theorie zur elektronischen Reibung von Adsorbaten an Metalloberflächen: Methoden und Anwendungen

Fachliche Zuordnung Theoretische Chemie: Elektronenstruktur, Dynamik, Simulation
Theoretische Chemie: Moleküle, Materialien, Oberflächen
Förderung Förderung von 2010 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 170440243
 
Erstellungsjahr 2021

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Elektronische Reibung ist ein theoretisches Konzept, nicht-adiabatische Prozesse von Atomen oder Molekülen an Metalloberflächen näherungsweise zu beschreiben. Nicht-adiabatische Effekte, die hier gemeint sind, sind auf Verletzungen einer fundamentalen und gebräuchlichen Näherung - der Born-Oppenheimer-Näherung - zurückzuführen, wie sie bei der Ankopplung von Schwingungen eines Adsorbats an ein Kontinuum von elektronischen Anregungszuständen in metallischen Oberflächen auftreten. Phänomene, die dadurch ausgelöst werden sind u.a.: (i) Die Schwingungsrelaxation schwingungsangeregter Adsorbate und damit zusammenhängend, die Linienverbreiterung in Vibrationsspektren. (ii) Die Relaxation und - allgemein - die Beeinflussung der reaktiven und nicht-reaktiven Streuung von Molekälen an Oberflächen. (iii) Die substratvermittelte Femtochemie an Oberflächen. Darunter verstehen wir das Auslösen chemischer Reaktionen und anderer dynamischer Prozesse nach Erzeugung “heißer Elektronen” im Metall durch ultrakurze, intensive Laserpulse und nachfolgender Vibrationsanregung in Adsorbaten. Die Phänomene (i)-(iii) sind von grundlegender Bedeutung für die Spektroskopie, Photochemie und den Energietransfer von Molekülen an Metalloberflächen. In der abschließenden Phase des Projekts wurde, aufbauend auf Arbeiten der ersten beiden Projektphasen, die Methodik der “Molecular Dynamics with Electronic Friction” (MDEF) verbessert und auf ausgewählte Beispiele aus dem Bereich der Oberflächendynamik angewandt. Schwerpunkte der Untersuchungen waren der Zeitablauf und mechanistische Aspekte der betrachteten Elementarprozesse. Die methodischen Verbesserungen betrafen die Berücksichtung von Effekten der Oberflächenbewegung bei der Bestimmung atomarer, elektronischer Reibungsterme, sowie die Behandlung zweier zeitabhängiger Temperaturbäder (für Elektronen und Phononen) in “on the fly” AIMDEF (“Ab Initio MDEF”) Rechnungen zur Simulation der Femtochemie an Oberflächen. Die Anwendungen betrafen nicht-triviale Beispiele von aktueller, experimenteller Relevanz: (i) Das Studium der “dynamischen Promotion” einer laserpulsgetriebenen Photoreaktion an Oberflächen am Beispiel der assoziativen Desorption von Wasserstoff und Deuterium von Ru(0001). “Dynamische Promotion” erweitert das Konzept der bekannten “statischen Promotion” von heterogen-katalytischen Reaktionen. (ii) Die Simulation der lasergetriebenen Vibrationsdynamik von CO auf Cu(100)-Oberflächen unter besonderer Berücksichtigung der Vibrationsrelaxation und der transienten Änderung der Vibrationsspektren aufgrund elektronischer Reibung. (iii) Ein tieferes Verständnis der molekularen Abläufe während der lasergetriebenen Femtochemie von CO+O Koadsorbaten auf Ru(0001), also CO2-Bildung und -desorption oder CO-Desorption - im Kontrast zu reiner CO-Desorption bei thermischen Reaktionen - u.a. durch Simulation zeitaufgelöster “Pump-Probe” O1s-XAS (X-ray Absorption Spectra) Spektren. (iv) Die Berechnung elastischer, inelastischer und reaktiver Querschnitte für die Streuung von CO an einer Ru(0001)-Oberfläche, die durch Phononen, elektronische Reibung und eine starke Potentialanisotropie bestimmt werden.

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