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Philosophie der Evolutionspsychologie

Antragsteller Dr. Malte Dahlgrün
Fachliche Zuordnung Theoretische Philosophie
Förderung Förderung von 2010 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 171744208
 
Erstellungsjahr 2015

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das abgeschlossene wissenschaftsphilosophische Projekt erforschte die Frage nach der Legimitimät der Evolutionspsychologie, und zwar aus einer ergebnisoffenen Ausgangsperspektive und im engen Austausch mit empirischen Forschern aus den evolutionären Verhaltenswissenschaften vom Menschen. Im Endergebnis stellte sich heraus, dass nichts an der Evolutionspsychologie wesentlich verfehlt ist und diese vielmehr eine richtige, wissenschaftsgeschichtlich überfällige Entwicklung darstellt. Der größte Teil der Kritiken an der Evolutionspsychologie beruht auf Missverständnissen. Diese beruhen auf mangelhafter Kenntnis der Primärliteratur und Praxis einschlägiger Forschergemeinschaften, auf weitverbreiteten Vorurteilen und auf der unzulässigen Vermischung des adaptationistisch-computationalen Wesenskerns der Evolutionspsychologie mit einer Gruppe spezifischerer Betonungen und Theoreme, die sich in den Arbeiten von Tooby und Cosmides finden. Der Adaptationismus der Evolutionspsychologie wurde mit dem Projekt vielleicht erstmals präzise beschrieben. Dabei wurden auf der allgemeinsten Ebene ontologischer und disziplinärer Adaptationismus der Evolutionspsychologie unterschieden, sowie innerhalb des disziplinären Adaptationismus wiederum drei Aspekte: heuristische Anleitung, disziplinäre Neugliederung und explanatorische Vereinigung. Der von der Evolutionspsychologie vorausgesetzte Nativismus wurde ebenfalls expliziert und seine zentrale Hypothese identifiziert: die Postulierung vieler, typischerweise ökologisch bereichsspezifischer, Lernmechanismen. Im Gegensatz zum vorherrschenden philosophischen Diskurs über „massive Modularität“ wurde dagegen gezeigt, dass die Evolutionspsychologie keine eigenständige Hypothese über kognitive Architektur beinhaltet. Gleichwohl verschiebt die Evolutionspsychologie Begründungslasten zugunsten von architektureller Modularität. Ein spezifischerer Schwerpunkt des Forschungsprojektes lag auf der Erforschung von Emotionen und Emotionstheorien vor einem evolutionspsychologischen Hintergrund. Neben einer prinzipiellen Zurückweisung nicht-naturalistischer philosophischer Emotionstheorien gelangte ich zu einer grundlegenden Neubewertung von P. Griffiths’ einflussreicher wissenschaftsphilosophischer, psychoevolutionärer Emotionstheorie. Ein anderer Schwerpunkt lag in der Auseinandersetzung mit einer oft zitierten Herausforderung für die Evolutionspsychologie von R. Samuels. In diesem Zusammenhang wurden Grundlagenfragen geklärt, die das Verhältnis von Repräsentationen, Angeborenheit („innateness“), computationalen Mechanismen, „zentraler Kognition“ und Evolutionspsychologie zueinander betreffen. Erstmals im vorliegenden Debattenzusammenhang wurden dabei diverse Fallbeispiele angemessen einbezogen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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