Der Ort religiöser Begründungen in politischen Debatten - Dialogkonzepte im interreligiösen Dialog
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Projekt „Der Ort religiöser Begründungen in politischen Debatten": Angesichts der Frage der Legitimität von Freiheitseinschränkungen in der freiheitlichen Demokratie fordert der Politische Liberalimus, die wesentlichen Verfassungsgrundsätze müssten so sein, dass prinzipiell alle Bürger ihnen als vernünftig zustimmen könnten. Religiös gewonnene politische Urteile sollen zwar in öffentliche Diskurse eingebracht werden können, aber müssen baldmöglichst durch von allen akzeptierte Rechtfertigungsgründe ergänzt werden (Rawls). Demgegenüber macht der Kommunitarismus die Kontextualität von Gründen geltend, weshalb man auch religiösen Menschen keinerlei Auflagen machen dürfe. Wenn richtig ist, dass partikulare religiöse Positionen im öffentlichen Diskurs als solche erkennbar sein sollen, in der Regel aber gleichzeitig auf Überzeugung aller Beteiligten zielen, legt sich der Vorschlag einer Zweisprachigkeit (so auch Bedford-Strohm) religiöser Gruppen im öffentlichen Diskurs nahe - religiöse Bilder, Konzepte und Begründungen sollen zusammen mit innerweltlich nachvollziehbaren Begründungen eingebracht werden. Die geforderte Vernünftigkeit ist dabei eine prozedurale, die weniger von einer inhaltlichen Allgemeinheit der Vernunft ausgeht als von ihrer Fähigkeit des Begründens und Argumentierens, wobei sich der anderen von dessen Gültigkeit oder Nicht-Gültigkeit selbst überzeugen kann. Freilich: Etliches an religiös gewonnenen Positionen kann man in prinzipiell Einsehbares übersetzen (Habermas), alles aber nicht. Projekt „Dialogkonzepte im interreligiösen Dialog": Exemplarisch wurden, nach einer Einarbeitung in verschiedene Modelle einer „Theologie der Religionen" sowie der neuesten Thesen zur „Wiederkehr der Religion" und zur „Säkularisierung", Dialogkonzepte der Komparativen Theologie (von Stosch u.a.) untersucht, wobei sich die ursprüngliche Idee, zwischen (impliziten und expliziten) Prämissen, Methoden und Zielen des Dialoges zu unterscheiden, bewährt hat. Dabei wurden selbst innerhalb des einen Ansatzes der Komparativen Theologie unterschiedliche Prämissen und Ziele ausgemacht. Deutlich wurde, dass diese Differenzen jeweils etwas über das eigene Verständnis davon, wie sich Religion konstituiert, widerspiegeln.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Moralische Kommunikation über die Universalität der Menschenrechte. In: Prekär. Gottes Gerechtigkeit und die Moral der Menschen. Im Gespräch mit Volker Eid, hg. von Klaus Bieberstein und Hanspeter Schmitt, Edition Exodus, Luzern 2008, 106-113
Christiane Tietz
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Das Friedenspotenzial von Religion, hg. von Irene Dingel und Christiane Tietz, Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz, Beiheft 78, Göttingen 2009. Darin: Das Friedenspotenzial des Christentums, aaO.. 35-51
Irene Dingel und Christiane Tietz
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Dialogkonzepte in der komparativen Theologie. Iin: Komparative Theologie. Interreligiöse Vergleiche als Weg der Religionstheologie, hg. von Reinhold Bernhardt und Klaus von Stosch, Beiträge zu einer Theologie der Religionen, Bd. 7, Zürich 2009, 315-338
Christiane Tietz
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Was ist der Mensch? Zum Rekurs auf die Gottebenbildlichkeit des Menschen in öffentlichen ethischen Debatten. In: Salzburger Theologische Zeitschrift 13 (2009), 48-58
Christiane Tietz