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Heiligkeit an den Grenzen der lateinischen Christenheit

Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Förderung Förderung von 2010 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 172064178
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Beschäftigung mit der Personen-, Zeit- und Ortsheiligkeit in Grenzregionen der römisch-lateinischen Kirche, hat in den letzten Jahren Schärfungen von Perspektiven innerhalb der Thematik mit sich gebracht. So konnte im Rahmen des Projekts festgestellt werden, dass die Verehrung von Heiligen gemeinschaftsstiftend war, zugleich aber auch zur Abgrenzung von Anderen verwendet werden konnte. Hierbei ist es von besonderem Interesse, die einzelnen Heiligen näher in Augenschein zu nehmen, ob es sich also um regionale Heilige handelt, oder um bekannte Verehrte der Kirche. Der Besitz von autochthonen Heiligen konnte eine Stadt aufwerten, und je nach Bedeutung des Heiligen konnte dies noch verstärkt werden. Die unreflektierte Übernahme von Heiligennamen aus einem lateinischen in einen arabischen Kalender zeugt von der Unkenntnis der genauen Bedeutung der Einträge. Hierbei konnten Fragen zur Sakralisierung und Desakralisierung von Zeit diskutiert werden. Anders sieht dies bei der Erweiterung von Heiligenkalendern im lateinischen Raum aus, wo ein beständiges Anwachsen der Heiligenverzeichnisse feststellbar ist. Viele Heilige wurden auch über weite Landesstrecken bekannt und in anderen Regionen übernommen. Während es sich bei den Heiligen, die in der ersten Projektphase untersucht wurden, in der Regel um Märtyrer aus der Zeit der Christenverfolgung handelte, wurden in der zweiten Projektphase auch diejenigen Verstorbenen des Kreuzzuges untersucht, die in einigen Quellen als Märtyrer bezeichnet werden, im Anschluss aber keine Verehrung erfuhren. Hier scheint es bei den Kreuzzugsteilnehmern zu einer anderen Märtyrerwahrnehmung gekommen zu sein als bei jenen, welche von der römisch-lateinischen Kirche in kanonischen Schriften Niederschlag fanden. In den historiographischen Texten begegnen immer wieder Martyriumskonzepte, die sich letztlich nicht durchsetzten. Während die Märtyrer also umstritten waren, bestand an der Heiligkeit der Orte, an denen Christus gewirkt hatte, nie ein Zweifel. Dies wurde in verschiedensten Quellen ersichtlich, weswegen es überrascht, dass die Päpste in ihren jeweiligen Kreuzzugsaufrufen diese Bedeutung nur in geringem Maße zur Werbung verwendeten. Die Heiligen Stätten erscheinen zwar, wurden aber nicht zentral behandelt. Möglicherweise weil es vor allem um die militärische Verteidigung und weniger um die spirituelle ging. Insgesamt konnte im Projekt aufgezeigt werden, in welchen Formen sich Sakralität manifestierte und von den Gläubigen wahrgenommen werden konnte. Viele der angegebenen Publikationen entstanden im Diskurs mit weiteren Teilprojekten, aber auch in Zusammenarbeit mit der Byzantinistik und der Arabistik/Islamwissenschaft.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Heiligenverehrung in Süditalien. Studien zum Kult in der Zeit des 8. bis beginnenden 11. Jahrhunderts (Beiträge zur Hagiographie 18), Stuttgart 2016
    Larissa Düchting
  • Europa: Christen und Muslime in Kontakt und Konfrontation. Italien und Spanien im langen 9. Jahrhundert (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Geistes- und sozial-wissenschaftliche Klasse, Jahrgang 2016/2), Stuttgart 2017
    Klaus Herbers
  • Papst Leo IV. und das Papsttum in der Mitte des 9. Jahrhunderts. Möglichkeiten und Grenzen päpstlicher Herrschaft in der späten Karolingerzeit (Päpste und Papsttum 27), Stuttgart 2017
    Klaus Herbers
 
 

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