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Qualitatives Bewegungsverhalten und Körperbild von Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörungen

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2010 bis 2013
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 173099113
 
Erstellungsjahr 2013

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Studie zum Körperbild und Bewegungsverhalten von Patientinnen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) zeigt, dass Patientinnen mit BPS (n=62) im Dresdner Körperbildfragebogen (DKB) (Pöhlmann et al. 2008) ein signifikant negativeres Körperbild aufweisen als Probandinnen der Normalbevölkerung (n=32). Eine stark ausgeprägte Borderline-Symptomatik geht dabei mit einem signifikant negativeren Körperbild einher. Patientinnen mit selbstverletzendem Verhalten (SVV) weisen ein signifikant negativeres Körperbild in den Skalen Selbstakzeptanz und Selbstaufwertung auf als Patientinnen ohne SVV. Die Ergebnisse deuten zudem stark darauf hin, dass körperliche Aktivität einen positiven Einfluss auf ein negatives Körperbild, SVV und die Schwere der BPS ausübt. Durch die Clusteranalyse der Items der Bewegungsanalyseskalen & -test (BAST) der Gesamtgruppe bildet sich eine Gruppe mit einer positiven, integrierenden Beziehung zum eigenen Körper, die andere Gruppe zeigt im Bewegungsverhalten eine distanzierte Beziehung zum Körper. Kontroll- und Versuchsprobandinnen sind in beiden Gruppen vorhanden. Diskrepante Ergebnisse zwischen dem DKB (ein bewusstes, kognitiv-verbal erfassbares Verfahren mit subjektiver Eigenbewertung) und dem BAST (ein implizites, indirektes Verfahren, das durch objektive Fremdbeurteilung unbewussten Anteile des Körperbildes erfasst) zeigen, dass die Einbeziehung bewegungsanalytischer Verfahren zur Körperbilddiagnostik unerlässlich ist. Eine gesonderte Clusteranalyse mit den Bewegungsdaten der Patientinnen führte zu einer Differenzierung von drei Patientengruppen. Eine Gruppe mit eher ganzheitlichen, zentralen, rhythmisierten Bewegungen mit Gewichtsverlagerungen unter Einbeziehung des Unterkörpers, mit sichtbaren Polen in den Antrieben Raum und Zeit und mit der Nutzung einer großen Bewegungsfläche. Das Bewegungsverhalten dieser Gruppe ist gekoppelt mit regelmäßiger körperlicher Betätigung, einem hohen Bildungsniveau, weniger SVV, einer mittleren Erkrankungsschwere und einem verhältnismäßig gutem Körperbild. Eine weitere Gruppe zeigt eine Bewegungskombination aus isolierten, peripheren Bewegungen mit der Körperform Wand, vielen Gesten, wenig Einbeziehung des Unterkörpers, in einer kleinen Bewegungsfläche. Dieses Bewegungsmuster ist verbunden mit Übergewicht, wenig körperlicher Betätigung, einem niedrigen Bildungsniveau, häufigen Missbrauchserfahrungen, starker Borderlinesymptomatik, viel SVV und einem negativen Körperbild. Die dritte Gruppe zeigt ein Bewegungsverhalten, dass zwischen den Extremen der anderen beiden Gruppen eingeordnet werden kann. Die innovativen Ergebnisse bekräftigen die Notwendigkeit bewegungsanalytischer Erhebungsmethoden in Praxis und Forschung, zudem sprechen sie für bewegungs- und körpertherapeutische Interventionen in der Behandlung von Menschen mit BPS.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Bewegungsverhalten und Körperbild von Patientinnen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung unter besonderer Berücksichtigung von selbstverletzendem Verhalten
    Annette Degener
    (Siehe online unter https://dx.doi.org/10.17877/DE290R-10664)
 
 

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