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Therapeutische Verjüngungsprozesse und pharmakologische Entgiftungsmethoden in der zeitgenössischen Tibetischen Medizin Indiens und Nepals: Eine kritische Analyse kultureller Übersetzungen an Hand von ethnographischen Fallbeispielen und tibetischen Medizintexten zu Vitalität, Toxizität und Altern

Antragstellerin Dr. Barbara Gerke
Fachliche Zuordnung Asienbezogene Wissenschaften
Förderung Förderung von 2010 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 179136029
 
In der tibetischen Medizin hängt Vitalität und Verjüngung unmittelbar sowohl mit körperlicher als auch mit pharmakologischer Entgiftung von dafür verwendeten Heilsubstanzen zusammen. Giftigen Substanzen, zum Beispiel dem Quecksilber, werden dabei häufig verjüngende und entgiftende Eingenschaften zugesprochen. Dieses Forschungsprojekt untersucht an Hand von ethnographischen Fallbeispielen und eigenen Übersetzungen von klassisch-tibetischen Medizintexten Vorstellungen und Praktiken zu pharmakologischen Methoden zur Entgiftung von Heilsubstanzen. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf Quecksilber enthaltenden Mitteln, die in der heutigen tibetischen Medizinpraxis zur Vitalisierung und gegen das Altern angewendet werden (z.B. Tibetische Juwelenpillen).Mithilfe theoretischer Ansätze aus der Übersetzungswissenschaft und der Ethnologie wird kritisch analysiert, wie medizinische Konzepte traditionell tibetischer und schulmedizinischer Erkenntnistheorien von zeitgenössischen Ärzten und Pharmakologen der tibetischen Medizin in Indien und Nepal, die zunehmend biomedizinischen Einflüssen ausgesetzt sind, in beide Richtungen inter-und transkulturell übersetzt und reinterpretiert werden. Methodisch kombiniert die Forschung textbezogene Analyse mit ethnographischer Feldforschung in Dharamsala, Indien, und vergleichenden Fokusstudien in Sarnath, Indien, und Kathmandu, Nepal, wo Ärzte und Pharmakologen der tibetischen Medizin heute praktizieren. Ziel ist es, vergleichbare kulturspezifische Vorstellungen, die den Entgiftungsmethoden von toxischen Substanzen zugrunde liegen, zu verstehen. Das Projekt sucht Antworten auf Fragen, zum Beispiel, was als toxisch und was als rein gilt, und wie Gifte durch Reinigung oder pharmakologische Zähmung in Medizin umgewandelt werden.Die Forschung ist von akademischer, medizinischer sowie gesellschaftlicher Relevanz. Das gilt insbesondere im Kontext aktueller Kontroversen zur Toxizität und Schwermetallkontamination von global vermarkteten asiatischen Medikamenten und Tonika. Die Resultate, als Monografie und in Form von Artikeln in akademischen Zeitschriften publiziert, werden einen originellen, vertiefenden Beitrag zur aktuellen Diskussion über sozio-kulturell geprägte Vorstellungen von Altern, Vitalität und Toxizität in asiatischen Medizinsystemen leisten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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