Detailseite
Projekt Druckansicht

Auswirkung von Landnutzungsänderungen auf die Populationsdynamik und Ausbreitung des Fischotters (Lutra lutra) in Sachsen und Deutschland

Antragsteller Dr. Reinhard Klenke, seit 8/2010
Fachliche Zuordnung Ökologie und Biodiversität der Tiere und Ökosysteme, Organismische Interaktionen
Förderung Förderung von 2010 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 179586551
 
Erstellungsjahr 2014

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Rahmen des Projektes wurde am Beispiel des Eurasischen Fischotters (Lutra lutra) ein integrierter methodischer Ansatz entwickelt, mit dem gute populationsdynamische Daten für Arten erhalten werden können, die mit traditionellen Methoden kaum zu erfassen sind. Dieser Ansatz beinhaltet eine ausgefeilte Versuchsplanung, die darauf abgestimmte und gut koordinierte Sammlungen von Kotproben, kombiniert mit einer nicht-invasiven genetischen Methode, ausgefeilten Validierungsschritten und komplexen populationsdynamischen Analysen, sowie einfachen geographischen Analysen. Zeit- und raumdynamische Modellierungen zur Vorhersage von Verbreitungsschwerpunkten waren vorgesehen, konnten aber nur ansatzweise etabliert werden und müssen Ziel eines weiteren, anderweitig geförderten Projektes oder einer geeigneten Graduierungsarbeit werden. Unsere Ergebnisse zeigen, dass es nicht ausreicht, nur moderne Methoden wie die hier angewandte Mikrosatellitenanalyse anzuwenden. Mindestens ebenso wichtig ist eine gute Planung, koordinierte Erfassung und Dokumentation. Auch kann den primär erzielten Ergebnissen selten vertraut werden. Stattdessen müssen umfangreiche Validierungen vorgenommen werden, die nur in Kombination von praktischer Analysearbeit im Labor und statistischer Modellierung gelingen können. Mit Hilfe dieses Ansatzes konnten wir in einem ca. 36 km² großen Untersuchungsgebiet in der Oberlausitz, 84 klar von einander unterscheidbare Individuen abgrenzen. Mittels dieser ersten präzisen Abundanzschätzung für die Oberlausitz, konnten wir aufzeigen das eine frühere Schätzung entweder die Dichte der Fischotter unterschätzt hat oder sie im Laufe der letzten Jahre zugenommen hat. Es war uns möglich erstmals eine Geschlechterrate mit der nicht-invasiven genetischen Mikrosatellitenanalyse zu bestimmen, die keinen Männchenüberschuss aufzeigte. Zudem konnten wir die Methode mit Hilfe der Information über das Markierungsverhalten des Otters dahingehend optimieren, dass solche verfälschten Schätzungen der Geschlechterraten minimiert werden können. Unsere Ergebnisse legen nahe, dass der Fischotter auf Kotsammlungen reagiert, wodurch weitere Verzerrungen in der Analyse hervorgerufen werden können, auf die entsprechend reagiert werden muss. Wir konnten mit Hilfe unserer Daten die Annahme widerlegen, dass Fischotter anhand der Zahl ihrer Losungen gezählt werden können. Die geschätzten Überlebensraten zeigten einen deutlichen Geschlechtsunterschied mit höheren Überlebensraten für die Weibchen. Diese lässt sich unter anderem durch eine leicht höhere Migrationsrate und eine signifikant höhere Ausbreitungsrate der Männchen erklären, wodurch sie einer größeren Gefahr ausgesetzt sind im Straßenverkehr (die wahrscheinlichste Sterbeursache für den Fischotter) zu sterben. Unsere Studie ist eine der wenigen, die präzise Schätzungen zur Überlebensrate des Fischotters liefert. Bezüglich der räumlichen Nutzung des Fischotters haben wir gezeigt, dass sich die Reviere von gleichgeschlechtlichen Paaren häufiger überlappen als bisher angenommen und der Grad der Überlappung mit dem Verwandtschaftsgrad korreliert. Diese Art der räumlichen Nutzung könnte spezifisch für Gebiete sein, die von Fischteichen dominiert werden. Der entwickelte methodische Ansatz wird in weiteren Untersuchungen gemeinsam mit den Fachbehörden von zwei Bundesländern überprüft und um die bisher noch fehlende raumbezogene prädiktive Komponente ergänzt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2010) Lassen sich Otter zählen? – Populationsgrößenschätzung des Fischotters (Lutra lutra) in der Oberlausitz mittels genetischer Untersuchungen. 17. Kolloquium des Biosphärenreservats Oberlausitzer Heideund Teichlandschaft, Mai 2010, Mücka, Deutschland
    Lampa S, Gruber B, Klenke K & Henle K
  • (2011) Analysing population dynamics of Eurasian otters (Lutra lutra) using non-invasive genetic capture-mark-recapture (CMR) – pitfalls and solutions. IUCN XIth International Otter Colloquium, Sept. 2011, Pavia, Italien
    Lampa S, Gruber B, Klenke K & Henle K
  • (2011) Identification of individual otters Lutra lutra by the analysis of single footprints. IUCN XIth International Otter Colloquium, Sept. 2011, Pavia, Italien
    Klenke R, Kärner S, Hertweck K, Lampa S, Heidecke D, Ansorge H, Zinke O, Gruber B & Henle K
  • (2011) Tell me where you pooh and I tell you who you are - Analysing population dynamic of elusive animals using noninvasive microsatellite genotyping. 7th HIGRADE Conference, April 2011, Leipzig, Deutschland [Best oral presentation award]
    Lampa S, Gruber B, Klenke K & Henle K
  • (2013) How to Overcome Genotyping Errors in Non-Invasive Genetic Mark-Recapture Population Size Estimation – A Review of Available Methods Illustrated by a Case Study. Journal of Wildlife Management 77(8), 1490-1511
    Lampa S, Henle K, Klenke K, Hoehn M & Gruber B
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1002/jwmg.604)
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung