Entscheidungen im Kontext sozialer Dilemmas: Vigilante Selbstregulation als eine wichtige Einflussgröße hinsichtlich der Entstehung und Aufrechterhaltung sozialer Normen
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Ziel unseres Forschungsvorhabens war die Überprüfung des Zusammenhangs zwischen prevention-orientierter Selbstregulation und Verhalten in sozialen Dilemmata (Public Goods Dilemmas). Chronisch oder situational prevention-orientierte Personen zeichnen sich insbesondere durch eine Sensibilität hinsichtlich negativer Ereignisse, eine dominierende vigilante Vermeidungsorientierung bei der Zielverfolgung und das Streben nach der Erfüllung von Pflichten, sozialen Erwartungen und Normen aus. Auf Basis dieser theoretischen Konzeption wurden zwei zentrale Hypothesen aufgestellt: Zum ersten, dass eine starke prevention-orientierte Selbstregulation zu prosozialem Verhalten führt, wenn soziale Erwartungen und Normen relevant sind (beispielsweise unter sozialer Präsenz). Zum zweiten, dass ein positiver kausaler Zusammenhang zwischen prevention-orientierter Selbstregulation und der Sanktionierung unkooperativer Personen auf eigene Kosten („altruistisches Bestrafen“) besteht, da unkooperatives Verhalten in einer sozialen Dilemmasituation ein negatives Ereignis mit Normverletzung darstellt, worauf prevention-orientierte Personen stark reagieren sollten. Weiterhin wurde getestet, inwiefern endokrinologische Faktoren (Testosteron, Kortisol) mit prevention-orientierter Selbstregulation zusammenhängen und Verhalten in sozialen Dilemmata beeinflussen. In Studie 7 konnten die Befunde aus vorherigen Studien (mit Messung des chronischen regulatorischen Fokus), dass eine prevention-orientierte Selbstregulation unter sozialer Präsenz zu prozsozialem Verhalten führt, experimentell nicht repliziert werden. Vermutlich kam hier die Tatsache zum Tragen, dass der Prevention-Fokus mehrere Input-Faktoren aufweist (Verlangen nach Sicherheit; Orientierung an Pflichten und sozialen Erwartungen; Orientierung an möglichen Verlusten) und experimentelle Induktionen spezifische Input-Faktoren stärker betonen als andere. Die Befunde aus den Studien 10 und 11 stützen die Annahme eines positiven Zusammenhangs zwischen prevention-orientierter Selbstregulation und der Sanktionierung unkooperativer Personen auf eigene Kosten („altruistisches Bestrafen“). Allerdings fielen die korrelativen Befunde deutlich konsistenter aus als die Befunde aus experimentellen Studien. Die Befunde hinsichtlich der endokrinologischen Faktoren weisen darauf hin, dass (a) basale Testosteron- und Kortisolwerte (und deren Wechselwirkung) einen bedeutsamen Einfluss auf das Verhalten in einem Public Goods-Dilemma zeigen, (b) die Wirkung von basalem Kortisol auf das Verhalten in einem Public Goods-Dilemma von der Ausprägung der prevention-orientierten Selbstregulation abhängig ist und (c) die Kortisolreaktion auf das Verhalten der anderen Spieler in einem Public Goods-Dilemma von der prevention-orientierten Selbstregulation abhängig ist. Damit liegen erste Befunde vor, die darauf hinweisen, dass Individuen mit einer vigilanten, prevention-fokussierten Selbstregulation in sozialen Dilemma-Situationen nicht nur ein spezifisches Verhalten aufweisen, wenn sie mit Defektion konfrontiert sind, sondern auch spezifische physiologische Reaktionen zeigen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2011). Vigilant Self-Regulation, Cues of Being Watched and Cooperativeness. European Journal of Personality, 25, 363-372
Keller, J., & Pfattheicher, S.
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(2011, Juli). Regulatory focus and altruistic punishment: The role of vigilant self-regulation in social dilemma situations, Small Group Meeting on the Application of Self-regulation Approaches to Social Psychological Phenomena, Stockholm, Sweden
Pfattheicher, S., & Keller, J.