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Gleisquerungen: Eisenbahner und das Terrain des Politischen im spätkolonialen Lahore (ca. 1919 - 1947)

Antragsteller Professor Dr. Ravi Ahuja
Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2010 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 180348380
 
Das Forschungsprojekt identifiziert die Eisenbahn-Instandhaltungswerke im Lahore der Zwischenkriegsperiode als einen Ort, an dem politische Strömungen des spätkolonialen Indiens, die scheinbar strikt voneinander getrennt waren, konvergierten. Bahnarbeiter, die es aus städtischen wie ländlichen Gebieten nach Lahore zog, wurden zur Ausgangsbasis für vielschichtige und sich überschneidende politische Strategien und Praktiken. Die daraus resultierenden politischen Bewegungen lassen sich weder als Ergebnis von Manipulationen durch soziale Eliten erklären noch als unbewusste, reflexhafte Proteste, die vom Kontext zeitgenössischer Ideologien und politischer Strömungen unbeeinflusst waren. Das weite Bevölkerungsteile erfassende politische Terrain muss als Kraftfeld verstanden werden, in dem elitäre und plebejische Strömungen aufeinandertrafen. Dieses Aufeinandertreffen konnte sowohl zur Kooptierung subalterner Bewegungen durch dominante Strukturen führen als auch zu offenem Konflikt. Solche Prozesse wurden sichtbar in der antikolonialen Nichtkooperations-Kampagne, in der panislamischen Kalifatsbewegung, in religiösen Erweckungsströmungen, in kommunistisch geprägten Arbeiterprotesten, im muslimischen Separatismus wie auch im Aufbegehren unterer Kasten. Ziel des geplanten Projekts ist es, divergierende und komplementäre politische Diskurse der Eliten und plebejischer Bevölkerungsschichten zu untersuchen, um festzustellen, inwieweit zeitgenössische Ideologien der Eliten hegemonialen Einfluss gewinnen konnten bzw. den Anliegen breiter Bevölkerungsteile gerecht werden mussten. Ferner soll danach gefragt werden, ob nach dem Ersten Weltkrieg Brüche in den Diskursen feststellbar sind, die zur Artikulation von sozialen Beziehungen, Religiosität und politischen Interessen zur Verfügung standen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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