Globalisierte Transformationsprozesse im peri-urbanen "Zwischen"-Raum von Chennai. Landkonflikte, Governance-Strukturen und die Perspektive der lokalen Bevölkerung.
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das Projekt hatte zum Ziel, den peri-urbanen Raum von Chennai als dynamischen und konflikthaften „Zwischenraum" zu operationalisieren und die dann ablaufenden global induzierten Transformationsprozesse zu untersuchen und zu bewerten. Hierbei wurden insbesondere zwei Spannungsfelder berücksichtigt; einerseits der Wandel von ländlichen zu urbanen Lebens- und Wirtschaftsformen, andererseits das Aufeinandertreffen von traditionell-lokalen sozialen Ordnungsmustern und der zunehmenden Gestaltungsmacht internationaler Unternehmen. Auf theoretischkonzeptioneller Ebene entwickelte das Projekt einen Analyserahmen, welcher die Transformationsprozesse aus der Perspektive sozialräumlich strukturierter Handlungsmöglichkeiten untersucht. Hierfür wurde Lefebvres Theorie der „Produktion des Raumes" weiterentwickelt, drei Forschungsfelder gesellschaftlicher Transformation theoretisch ausgebaut und für die empirische Arbeit operationalisiert. Diese umfassen: i) Gesellschaftliche Produktion globalisierter Räume, ii) Formen gesellschaftlicher Exklusion und iii) Möglichkeiten der gesellschaftlichen Inklusion und Teilhabe. Im ersten Forschungsfeld erreichte das Projekt ein vertieftes Verständnis für die Entstehungsfaktoren globalisierter Räume, d. h. entsprechend der Interessen globaler Akteure strukturierter Teilräume des Peri-urbanen. Insbesondere Sonderwirtschaftszonen wurden als ein globalisierter Raum identifiziert und deren vielfältige Auswirkungen auf die Handlungsmöglichkeiten der lokalen Bevölkerung herausgestellt. Im zweiten Forschungsfeld untersuchte das Projekt Bedingungen gesellschaftlicher Exklusion. Hierfür wurden Akteurskonstellationen identifiziert, welche exklusive sozialräumliche Arrangements bewirken, um Vorteile zu maximieren. Dabei wurden insbesondere aktiv produzierte Asymmetrien im Bodenmarkt und Unregelmäßigkeiten bei der Zahlung von Kompensation im Falle von Landenteignungen analysiert. Prozesse der Benachteiligung von schwächeren Marktteilnehmern wurden aufgezeigt und Rückschlüsse auf peri-urbane Governance- Strukturen gezogen. Im dritten Forschungsfeld untersuchte das Projekt die Beziehung von ökonomischer Transformation und Möglichkeiten gesellschaftlicher Inklusion für benachteiligte Gruppen der lokalen Bevölkerung. Da die Landwirtschaft an Bedeutung verliert, werden damit assoziierte, traditionelle gesellschaftliche Ordnungsprinzipien geschwächt. Die Lohnarbeit in den Fabriken ermöglicht landlosen Arbeiter neue Möglichkeiten der Emanzipation von den Landbesitzern und ist oft ein erster Schritt zu Inklusion und gesellschaftlicher Teilhabe.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2012): "India's Shenzhen"-A miracle? Critical reflections on New Economic Geography, with empirical evidence from peri-urban Chennai. In: Erdkunde 66(4): 281-294
Homm, S.; Bohle, H.-G.
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(2014); Global Players - Local Struggles. Spatial Dynamics of Industrialisation and Social Change in Peri-urban Chennai, India. In: Kraas, F. et al. (eds.): Megacities and Global Change (Franz Steiner Verlag) Stuttgart.
Homm, S.