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SFB 950:  Manuskriptkulturen in Asien, Afrika und Europa

Fachliche Zuordnung Geisteswissenschaften
Informatik, System- und Elektrotechnik
Materialwissenschaft und Werkstofftechnik
Förderung Förderung von 2011 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 181924784
 
Erstellungsjahr 2021

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Von Anfang an hatte sich der SFB ehrgeizige Ziele gesetzt: in einer weltweit einzigartigen Kooperation von mehr als einem Dutzend asiatischer, afrikanischer und europäischer Philologien – mehr als die Hälfte davon sog. Kleine Fächer –, Geschichte, Kunstgeschichte, Historischer Musikwissenschaft, Volkskunde sowie Informatik und Materialwissenschaft sollte ein neuer Ansatz entwickelt werden, der vom Manuskript als materiellem Objekt ausgeht und nicht mehr ausschließlich von dessen Inhalt. Dieser Ansatz hat sich praktisch und methodisch bewährt: Ein Modell setzt Modi und Bedingungen der Produktion von Manuskripten (Produktion – Gebrauch – Settings – Patterns) miteinander in Beziehung und erlaubt es, Phänomene verschiedener Kulturen auch ohne Großtheorie sinnvoll zu vergleichen, um auf empiririscher Grundlage zwischen universalen Mustern menschlicher Kultur und regionalen bzw. lokalen Phänomenen zu unterscheiden. Pluralität der Gegenstände und Pluralität der disziplinären Traditionen können solchermaßen zusammengeführt werden, ohne Dichotomien wie Ost/West, Archiv/Bibliothek und Manuskript/Dokument oder die universale Gültigkeit von regional entwickelten Theoremen vorauszusetzen. Die Ergebnisse zeigen nicht nur Kongruenzen verschiedener Kulturen in verschiedenen Aspekten (etwa: Ritual, Gelehrsamkeit), sondern auch wie sehr Fachtraditionen von den Kontingenzen ihrer Geschichte geprägt sind, und zwar über den unmittelbaren politischen Kontext hinaus. Während dies bei den Nationalphilologien und den epochal abgegrenzten Fächern immer schon klar war, gilt es ebenso für die sog. orientalistischen Fächer, und zwar keinesfalls nur im engen Sinne von Said’s Orientalismus- Vorwurf. Indem grundsätzlich nichts als gegeben vorausgesetzt wird, das nicht am konkreten Objekt zu erheben ist, können gerade die Beschränktheiten einzelner Disziplinen bewusst gemacht und überwunden werden. Historische Tiefe und systematische Zuspitzung wurden exemplarisch auf folgenden Feldern erreicht: Paratexte, visuelle Organisation, Sammlungen, Lernen und Lehren, Ritual, Wirkmacht. Nachhaltigkeit wude gewährleistet durch ein im SFB entwickeltes System des Forschungsdatenmanagements, das inzwischen für die gesamte Universität Hamburg übernommen wurde, und durch die Entwicklung von Theorie- und Terminologiebausteinen in einer Arbeitsgruppe, der Vertreter von unterschiedlichen Disziplinen angehörten. Ein mobiles Manuskriptlabor hat die geisteswissenschaftlichen Forschungen mit zerstörungsfreien Analysemethoden unterstützt und, abgesehen von spektakulären Einzelstudien, die Materialanalyse für manche Traditionen überhaupt erst eingeführt, etwa für südasiatische Palmblattmanuskripte. Die Ergebnisse des SFB, insbesondere auch die erfolgreiche Zusammenarbeit der Geisteswissenschaften mit den Naturwissenschaften und der Informatik, haben die Grundlage für das Exzellenzcluster EXC 2176 „Understanding Written Artefacts“ gelegt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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