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Gesamtedition der alttürkischen Erzählungssammlung Dasakarmapathavadanamala

Fachliche Zuordnung Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Förderung Förderung von 2010 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 182761681
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Viele Werke der altuigur. Literatur sind nur in Fragmenten erhalten, doch einige wenige bieten umfangreiches Textmaterial, das in sprachlicher und inhaltlicher Hinsicht von höchster Bedeutung ist. Hierzu gehört ein in zehn Kapitel unterteilter Erzählzyklus, der den Sanskrittitel Dasakarmapathavadanamala („Kranz von Legenden, die sich auf die zehn Handlungsweisen beziehen“; im Folgenden DKPAM) trägt. Es handelt sich um das bedeutendste Erzählwerk der vorislamischen Literatur Zentralasiens. Die uigurische Fassung wurde laut Auskunft der Kolophone aus einer osttocharischen (= Tocharisch A) Version übersetzt, die ihrerseits auf einer westtocharischen (= Tocharisch B) beruht. Von Interesse ist ferner, dass auch eine durch ein Blatt repräsentierte sogdische Übersetzung nachgewiesen wurde, die vermutlich auf eine tocharische Vorlage zurückgeht. Von der DKPAM liegen nur wenige Fragmente in Tocharisch A und B vor. Ein interessantes Fragment in Toch. B konnte kürzlich von J. Wilkens identifiziert werden. Obwohl die uigurische Entsprechung vollständig erhalten ist, konnte die Übersetzung dieses an dieser Stelle sehr schwierigen Textes durch einen Vergleich mit dem Fragment in Toch. B verbessert werden. Noch hilfreicher war die Einbeziehung einer Parallele in Toch. B zum Mahendrasena-Avadana, die kürzlich von M. Peyrot identifiziert wurde. Kann sonst meist die Tocharologie von den Ergebnissen der Turkologie profitieren, so war es in diesem Fall umgekehrt. Alle Ergebnisse des Textvergleichs sind in die Edition eingeflossen. Den Hinweis auf ein kleines Fragment in Toch. B, in dem der Eigenname Kancanasara erwähnt wird, hat Dr. Wilkens kürzlich von Hirotoshi Ogihara erhalten. Somit liegen nicht nur eine uigurische Fassung der Legende und eine sogdische Parallele vor, sondern auch eine in Toch. B, möglicherweise die Vorlage der sogdischen Version. Während von den anderen zentralasiatischen Fassungen nur Reste erhalten sind, gehört die uigurische Übersetzung der DKPAM neben dem Goldglanzsutra, der Xuanzang-Biographie und der Maitrisimit zu den vier umfangreichsten Werken des uigurischen Buddhismus, ist jedoch seit Beginn des 20. Jahrhunderts nur in Teilen erschlossen worden. Die jetzt abgeschlossene und publizierte Edition hat erstmalig das einzigartige Werk in seiner Gesamtheit erfasst, da Jens Wilkens zahlreiche Fragmente identifizieren und (neu) lokalisieren konnte. Inhalt und Struktur des Textes sind im Laufe der Arbeiten an der Edition weitgehend rekonstruiert worden. Das wichtigste Erzählwerk des vorislamischen Zentralasien steht nunmehr der internationalen Forschung in Edition und Übersetzung zur Verfügung, ergänzt durch ausführliche Kommentare sowie durch ein umfangreiches Glossar.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Die altuigurische Daśakarmapathāvadānamālā und die buddhistische Literatur Zentralasiens. In: Journal of the International Association of Buddhist Studies 38 (2015), 245-270
    Jens Wilkens
    (Siehe online unter https://dx.doi.org/10.2143/JIABS.38.0.3134543)
  • Buddhistische Erzählungen aus dem alten Zentralasien: Edition der altuigurischen Daśakarmapathāvadānamālā. 3 Bände. 1511 Seiten + 261 Seiten Faksimileteil. Turnhout 2016: Brepols. (Berliner Turfantexte 37)
    Jens Wilkens
 
 

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