Detailseite
Projekt Druckansicht

Eine experimentelle Evaluation der Effektivität verschiedener Strategien der Emotionsregulation bei depressiven Patienten

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2010 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 183380472
 
Erstellungsjahr 2015

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Ziel des Projektes war es zu klären, inwieweit Emotionsregulationsdefizite zur Aufrechterhaltung der Major Depression (MD) und inwieweit solche Defizite einen vielversprechenden Ansatzpunkt zur Behandlung dieser Störungen darstellen. Zu diesem Zweck wurden Emotionsregulationskompetenzen und psychopathologische Symptome in einer Stichprobe von insgesamt 218 depressiven PatientInnen an insgesamt 11 Messzeitpunkten erfasst, so dass reziproke Beziehungen von Emotionsregulationsdefiziten und depressiven Symptomen querschnittlich und prospektiv untersucht werden konnten. Zusätzlich wurden die Auswirkungen einer systematischen Manipulation der Emotionsregulationskompetenzen auf depressive Symptome untersucht, indem die Gesamtstichprobe in einem 3-Gruppen-Design zufällig entweder einem gruppenbasierten Emotionsregulationstraining, einer Problemlösetherapiegruppe oder einer Wartekontrollbedingung zugewiesen wurden. Um zu klären, inwieweit etwaige Kompetenzerweiterungen es den PatientInnen ggf. erleichtert, von einer psychologischen Depressionstherapie zu profitieren, nahmen alle StudienteilnehmerInnen nach Abschluss der Gruppenphase an einer kognitiv-behavioralen Depressionstherapie im Einzelsetting teil. Im Rahmen eines Fortsetzungsprojektes wurden die im Grundprojekt enthaltenen Selbst- und Fremdbeobachtungsmaße zur Erfassung emotionaler Kompetenzen um eine experimentelle Erfassung dieser Kompetenzen und um die Erfassung von Haarcortisol ergänzt. Mitbedingt durch den Wechsel des Studienleiters an eine andere Universität kam es v.a. in Bezug auf die abschließende Sichtung und Vervollständigungen des finalen Datensatzes zu einer Verzögerung. Erreicht wurde bis zum aktuellen Zeitpunkt jedoch, dass sämtliche Rekrutierungsziele erreicht und, dort wo sich dies aus bestimmten Gründen als notwendig erwies, sogar übertroffen wurden. Zu von den Gesamtergebnissen separierbaren Auswertungen wurden mittlerweile eine Reihe von Befunden publiziert. Für die Gesamtergebnisse liegen die zentralen Auswertungen im Wesentlichen bereits vor, müssen jedoch noch auf den Einfluss möglicher Störfaktoren (z.B. Einfluss antidepressiver Medikation) geprüft werden. Vorbehaltlich dieser Prüfungen deuten die Befunde insgesamt daraufhin, dass Defizite in der Emotionsregulation eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung der Major Depression spielen und einen erfolgversprechenden therapeutischen Ansatzpunkt darstellen. Für die therapeutische Praxis ist im Rahmen des Grundprojektes vor allem der Befund von Bedeutung, dass mit einem genuin transdiagnostischem Emotionsregulationstraining bzgl. der Reduktion depressiver Beschwerden Effekte erzielt werden können, die mit den Effekten depressionsspezifischer Therapien durchaus vergleichbar sind. Sollte sich dieser Eindruck erhärten, würde das bedeuten, dass der Einsatz eines solchen Trainings zur Depressionsbehandlung immer dann erwogen werden könnte/sollte, wenn die Vorteile eines transdiagnostischen Ansatzes eine besondere Rolle in der Indikationsentscheidung spielen. Mit Blick auf reduzierte Schulungskosten, Vorteile bei der Umsetzung gruppenbasierter Angebote und/oder ggf. stärkeren Effekten auf komorbide Störungen können solche Vorteile ggf. in einer besseren Kosteneffektivität bestehen. Inwieweit transdiagnostische Ansätze, wie ein emotionsübergreifendes Emotionsregulationstraining störungsspezifischen Ansätzen tatsächlich in Bezug auf die Reduktion komorbider Störungen überlegen ist, muss in zukünftigen Studien, in denen die Effektivität dieser Ansätze in der Behandlung anderer Störungen evaluiert wird, geklärt werden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2014). Examining risk and resilience factors for depression: The role of self-criticism and self-compassion. Cognition and Emotion, 17, 1-9
    Ehret, A. M., Joormann, J. & Berking, M.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1080/02699931.2014.992394)
  • (2014). Reducing symptoms of major depressive disorder through a systematic training of general emotion regulation skills: protocol of a randomized control trial. BMC Psychiatry, 14, 20-31
    Ehret, A., Kowalsky, J., Rief, W. Hiller, W., Berking, M.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1186/1471-244X-14-20)
  • (2014). Self-compassion as an emotion regulation strategy in major depressive disorder. Behaviour Research and Therapy, 58, 43-51
    Diedrich, A., Grant, M., Hofmann, S., Hiller, W. & Berking, M.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.brat.2014.05.006)
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung