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Aufmerksamkeit und die Lokalisation von Reizen: Verhaltens- und funktionell-neuroanatomische Untersuchungen

Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2010 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 184756737
 
Erstellungsjahr 2016

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Während Aufmerksamkeit in der Regel als förderlich für die Leistung in einer gegebenen Aufgabe angesehen wird, gab es Hinweise darauf, dass gerichtete Aufmerksamkeit sich bei der Lokalisation von statischen und bewegten Stimuli unterschiedlich auswirkt. Während eine Fehllokalisation bei statischen Stimuli von der Möglichkeit zu gerichteter Aufmerksamkeitslenkung zu profitieren scheint, führt dieselbe Möglichkeit bei bewegten Stimuli zu einer scheinbaren Verschlechterung der Lokalisationsleistung (Fröhlich-Effekt). Entsprechend zielte das vorliegende Projekt in insgesamt vier Versuchssträngen auf eine genauere Untersuchung der involvierten Prozesse und Mechanismen ab. Hierzu wurden die Lokalisationsurteile von Auftretensorten bewegter Stimuli erhoben, wobei Fixationen bzw. Blickbewegungen durch einen Eyetracker kontrolliert wurden. In einer ersten Versuchsreihe gelang es, Aufmerksamkeitsprozesse als vornehmlichen Einflussfaktor auf die Lokalisation bewegter Stimuli im Vergleich zu anderen angenommenen Erklärungsansätzen zu bestätigen. So konnte eine rein motorische Überkompensationserklärung ebenso wie ein bewegungsabhängiger prädiktiver Mechanismus ebenso ausgeschlossen werden wie mögliche Sequenzeffekte in der üblicherweise randomisierten Stimulusdarbietung. Demgegenüber gelang es mittels exogener Aufmerksamkeitslenkung einen Fröhlich-Effekt auch unter Darbietungsbedingungen zu induzieren, in dem sonst üblicher Weise keine Fehllokalisation zu beobachten war. Die im zweiten Versuchsstrang im Rahmen zweier Versuchsreihen angestrebte Spezifizierung der involvierten Aufmerksamkeitsprozesse konnte zwar generell die Rolle von Aufmerksamkeit bei der Lokalisation bewegter Stimuli empirisch unterstützen, resultierte jedoch auch in einem sehr diffusen Befundmuster. Einerseits zeigten Aufmerksamkeitsmanipulationen mittels adaptierter Doppelaufgaben- und Aufgabenwechselparadigmen inkonsistente oder sogar widersprüchliche Ergebnisse. Andererseits konnte eine erwartungskonforme Verschlechterung der Lokalisationsleistung unter Darbietungsbedingungen, die in der Regel keine oder sogar dem Fröhlich-Effekt entgegengesetzte Fehllokalisationen aufweisen, zuverlässig durch entsprechende Aufmerksamkeitsmanipulationen erzielt werden. Gleichzeitig gelang es jedoch nicht, die klassische Fehllokalisation unter hierfür günstigen Darbietungsbedingungen auf entsprechende Weise zu reduzieren. In einer dritten Serie von Experimenten wurde die Angleichung der ursprünglich unterschiedlichen Operationalisierungen hinsichtlich der Art der Lokalisationsurteile und der genutzten Darbietungskontexte bei statischen versus bewegten Stimuli angestrebt und für statische Stimuli auch erfolgreich durchgeführt. Auf eine entsprechende Angleichung des Versuchsparadigmas für bewegte Stimuli wurde aufgrund der oben genannten Schwierigkeiten verzichtet. Schließlich wurde im Rahmen einer kurzen vierten Versuchsserie, abweichend vom ursprünglichen Sachbeihilfeantrag, die im aktuellen Projekt gemachte Observation der möglichen Einflüsse sensomotorischen Lernens und motivationaler Aspekte initial explorativ untersucht. Hierzu wurde der Einfluss extrinsischer Anreize sowie von Genauigkeitsrückmeldungen auf die Fehllokalisation gegenübergestellt. Das Befundmuster spricht grundsätzlich für einen interagierenden Einfluss beider Aspekte. Neben den erwarteten positiven Befunden waren im Projektzeitraum eine Reihe teils unerwarteter, teils widersprüchlicher Ergebnismuster zu beobachten. Diese sind mit den theoretischen Grundannahmen und den in der Literatur berichteten Befunden nicht immer vereinbar. In der Folge wird die Veröffentlichung dieser Ergebnisse, auch im Rahmen der momentan geführten Replikationsdebatte (Open Science Collaboration, 2015), noch geprüft.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2011). Localizing the Onset Position of Moving Stimuli in Different Trial Contexts. In Abstracts of the Psychonomic Society: 52th annual meeting, November 18-21, 2010 (p. 106). Austin, Tex.: Psychonomic Society Publication
    Müsseler, J., & Tiggelbeck, J.
  • (2011). The Localization of Stimuli: Compensation, Adaptation, and Attention. In HexKoP 2011: 44. Herbsttreffen experimentelle Kognitionspsychologie; vorläufiges Programm; 18. bis20.11.2011 (p. 36). Bielefeld: Cognitive Interaction Technology - Center of Excellence, Universität Bielefeld
    Tiggelbeck, J.
  • (2012). Attention and the localization of moving stimuli. In A. Bröder, E. Erdfelder, B. E. Hilbig, T. Meiser, R. F. Pohl, & D. Stahlberg (Eds.), Abstracts of the 54. Tagung Experimentell Arbeitender Psychologen: TeaP 2012, April 1st to 4th 2012 in Mannheim (p. 351). Lengerich: Pabst Science Publishers
    Tiggelbeck, J., & Müsseler, J.
  • (2012). Aufmerksamkeit und die Lokalisation von Reizen. In M. Janczyk & R. Pfister (Eds.), Programm zum 1. Doktoranden-Workshop Allgemeine Psychologie der DGPs vom 15. bis 17.06.2012 (p. 15). Würzburg: Fachgruppe Allgemeine Psychologie - Lehrstuhl für Psychologie III - Univ. Würzburg
    Tiggelbeck, J.
  • (2013). Different attentional allocations affect the localization of moving stimuli. In U. Ansorge, E. Kirchler, C. Lamm, & H. Leder (Eds.), Abstracts of the 55. Tagung Experimentell Arbeitender Psychologen: TeaP 2013, March 24th to 27th 2013 in Vienna (p. 438). Lengerich: Pabst Science Publishers
    Tiggelbeck, J., & Müsseler, J.
  • (2013). The perceived onset position of a moving target: Effects of trial contexts are evoked by different attentional allocations. Attention, Perception, & Psychophysics, 75(2), 349-357
    Müsseler, J., & Tiggelbeck, J.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.3758/s13414-012-0397-6)
  • Mislocalization at the onset position of moving stimuli. In T. L. Hubbard (Ed.), Spatial Biases in Perception and Cognition. Cambridge, UK: Cambridge University Press; August 2018. S. 109-120 ISBN 9781108696296
    Müsseler, J. & Kerzel, D.
 
 

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