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Kindheitsrisiken und Verläufe des Alkoholgebrauchs im Jugendalter

Subject Area Developmental and Educational Psychology
Term from 2005 to 2009
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 18633119
 
Final Report Year 2009

Final Report Abstract

Im ersten Teil des Projekts wurde anhand eines archivierten Datensatzes (Leipziger Längsschnittstudie) mit modernen statistischen Methoden untersucht, welche unterschiedlichen Verläufe im Konsum von Alkohol über das Jugendalter (14.-18.LJ) bei Jungen und Mädchen vorliegen. Die Befunde zeigten, dass sowohl für Jungen als auch Mädchen vier unterschiedliche Verläufe des Alkoholkonsums existieren. Die Gruppe mit hohem und regelmäßigem Alkoholkonsum im Alter zwischen 14 und 18 Jahren („regelmäßige Konsumenten“) war bei 76% der Jungen und 57% der Mädchen zu finden. In dieser Gruppe wurde nicht nur mehr Alkohol getrunken über den Beobachtungszeitraum, Jugendliche haben auch häufiger getrunken und berichteten über mehr Trunkenheitserlebnisse verglichen mit ihren Altersgenossen. Wegen der großen Gruppe, die im Alter von 14 bis 18 Jahren schon regelmäßig Alkohol trinkt, legen die Befunde nahe, dass Präventionsmaßnahmen im frühen Jugendalter ansetzen sollten. „Regelmäßige Konsumenten“ über das Jugendalter waren nur teilweise durch geschlechtsspezifische Risikofaktoren in Kindheit und Jugend gekennzeichnet. Für Jungen und Mädchen stellten geringe Bildung und hoher Alkoholkonsum der Eltern Risiken für den eigenen problematischen Konsum dar. Nur bei den Mädchen hingegen spielten eine frühe körperliche Reife, Kontakte zu Freunden mit abweichendem Verhalten und ein gehemmtes Sozialverhalten eine Rolle. Weiterhin zeigten die Befunde, dass besonders der Kontakt zu Freunden mit abweichendem Verhalten im Jugendalter für Mädchen das Risiko für folgenden hohen Konsum von Alkohol steigert. Für Prävention und Intervention bedeuten diese Befunde, dass neben universellen Maßnahmen, die gemeinsame Risikofaktoren für hohen Konsum bei Jungen und Mädchen angehen, besonders für Mädchen das Sozialverhalten und Peerkontakte im Fokus geschlechtsspezifischer Maßnahmen stehen sollten. Lebenskompetenzenprogramme scheinen hierfür besonders geeignet. Im zweiten Teil des Projekts sollte anhand eines weiteren Datensatzes (Kopplung einer Interventions- und Entwicklungsstudie, Evaluation des suchtpräventiven Lebenskompetenzenprogramms IPSY, 4 Wellen, 10.-13.LJ) geklärt werden, inwieweit sich die Wirksamkeit eines Programms gegen jugendlichen Alkoholmissbrauch zwischen verschiedenen Gruppen unterscheidet (Programme wie IPSY werden in der Schulpraxis ganzen Klassen vermittelt). Die Befunde zeigten, dass das Programm im Allgemeinen in der Lage ist, den Einstieg in den Alkoholkonsum und den schnellen Anstieg des Konsums im frühen Jugendalter zu bremsen. Weiterhin profitierten Schüler hinsichtlich allgemeiner Kompetenzen, Wissen und der Schulbindung. Diese Effekte unterschieden sich kaum zwischen Jungen und Mädchen, doch profitierten die Mädchen vom Programm mehr im Hinblick auf ihr Sozialverhalten (Selbstsicherheit z.B.) als Jungen. D.h., das Programm kann bei beiden Geschlechtern effektiv sein und greift auch bei o.g. geschlechtsspezifischen Risikofaktoren für Mädchen an. Weiterhin konnte gezeigt werden, dass es zwei unterschiedliche Verlaufsgruppen im Alkoholkonsum im Alter von 10 bis 13 Jahren gibt. Die problematische Gruppe (19%) war durch ein aktives Temperament und soziale Probleme gekennzeichnet (Geschlecht und Selbstwert waren zwischen beiden Gruppen nicht unterschiedlich verteilt/ ausgeprägt). Im Gegensatz zur großen Mehrheit der Schüler der Gruppe mit normativem Konsumverlauf (82%) wo IPSY effektiv den Anstieg im Konsum reduzieren konnte, war das Programm bei der problematischen Gruppe nicht in der Lage, Konsumgewohnheiten umfassend zu beeinflussen. Deshalb empfehlen sich für junge Menschen, die durch vielfältige Risikofaktoren in Kindheit und Jugend gekennzeichnet sind, zusätzliche Interventionsmaßnahmen über ein universelles, schulbasiertes Programm hinaus. Ansatzpunkte für die Entwicklung effektiver Programmelemente bieten die o.g. identifizierten Risikofaktoren für hohen Alkoholkonsum im Jugendalter bei Jungen und Mädchen.

Publications

  • (2007). Trajectories of Alcohol Use Among Adolescent Boys and Girls: Identification, Validation, and Sociodemographic Characteristics. Journal for Psychology of Addictive Behaviours, 21(1), 62-75
    Wiesner, M., Weichold, K., & Silbereisen, R. K.
  • (2008). Effects of Deviant Peer Association on Adolescent Alcohol Consumption: A Growth Mixture Modeling Analysis. Journal of Youth and Adolescence, 37, 537-551
    Wiesner, M., Silbereisen, R. K., & Weichold, K.
 
 

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