"Behavior-Based Safety Management" und die Reduzierung von "Work-Safety Tension": Die Wirkung von Rückmeldungen und Belohnungen als organisationale Gestaltungsmaßnahmen zur Erhöhung von sicherheitsbezogenen Regeleinhaltungen
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Es wurden zwei Experimente mit insgesamt 514 Versuchspersonen wie beantragt durchgeführt. Darüber hinaus wurde das Forschungsinstrument AWAsim hinsichtlich der Manipulationsvalidität mittels Eye-Tracking Verfahren wie beantragt untersucht und bestätigt. Das 1. Experiment umfasste drei wesentliche Aspekte: den Einfluss der Feedbackkommunikation, der Feedbackkonsequenz und der Zielsetzung auf das regelbezogene Verhalten im Sicherheitskontext. Aufgrund des komplexen Studienaufbaus ließen sich alle Faktoren unter dem Einfluss des Framings abbilden und untersuchen. Die Stärke des Versuchsaufbaus zeigt sich in den gemischten Ergebnissen zu den untersuchten Aspekten. Besonders zeigt sich dies für das Prozessfeedback, welches einen deutlichen Einfluss hat, wenn auch nicht wie erwartet. Dieser Effekt, den wir mit einer empfundenen Selbstwirksamkeit und Kontrollillusion erklären, zeigt weiteren Forschungsbedarf auf. Die partielle Wirkung von Bestrafung entspricht der Grundannahme, dass Verlustreize stärker wirken als Gewinnreize. Ob dies jedoch am experimentellen Setting liegt, und wie die Abwägung des Sicherheitsgewinns durch Bestrafung mit einem möglicherweise einhergehenden Zufriedenheitsverlust bei Mitarbeitenden zu bewerten ist, wird weitere angewandte Forschung zeigen müssen. Eindeutig dagegen sind die Befunde zur Zielsetzung bzw. dem Zielkonflikt. Regelkonformes Verhalten lässt sich entweder durch Aufhebung des Zielkonfliktes oder durch die Ausrichtung auf Sicherheitsziele stärken. Andersherum formuliert bedeutet es, dass die Ausrichtung auf Produktionsziele unter allen Bedingungen immer die meisten Regelverstöße hervorbringt. Im 2. Experiment haben wir unterschiedliche Vergütungsmodelle verglichen. Unter allen Modalitäten, ob Vorauszahlung mit Einbehaltung bei Nicht-Erreichung der Zielkriterien oder Auszahlung bei deren Erreichen am Ende der Studie, zeigten sich in der Bedingung der kontinuierlichen Vergütung ohne jegliche Bonusversprechungen die wenigsten Regelverstöße. Insgesamt hat die Studie folgende wesentliche Erkenntnisse hervorgebracht: Ein komplexer Forschungsgegenstand erfordert komplexe Versuchsanordnungen, um nicht nur Haupteffekte, sondern miteinander interagierende Effekte aufspüren zu können. Hinsichtlich regelbezogenen Verhaltens konnten die organisationalen Gestaltungsmöglichkeiten in den Vordergrund gestellt werden, im Gegensatz zum personenzentrierten Ansatz. Auch wenn natürlich auf personenbezogener Ebene ebenso Ansätze zur Förderung der Regelkonformität möglich sind, so betont unsere Studie die Bedeutsamkeit und die Effektivität wahrgenommener organisationaler Verantwortung in diesem Bereich. Darüber hinaus bieten die Forschungsergebnisse Anlass, Motivation und Argumente, die gewonnenen Erkenntnisse in die Praxis zu übertragen und dort anzuwenden.