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FOR 1627:  BildEvidenz. Geschichte und Ästhetik

Fachliche Zuordnung Geisteswissenschaften
Sozial- und Verhaltenswissenschaften
Förderung Förderung von 2011 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 187396174
 
Die Forschergruppe nimmt eine der ältesten und elementarsten Fragen der Bildreflexion auf, nämlich die nach den Strukturen und Verfahren bildlicher Evidenzerzeugung. Sie geht von der Prämisse aus, dass bildliche Evidenzgenerierung als eine ästhetische Grundkategorie sowohl Verfahren der Repräsentation von Wirklichkeit einschließt als auch eine genuine visuelle Präsenz hervorbringt, die außerhalb der Bilder nicht zu finden ist. Die zweifache Bestimmung des Bildes - als Repräsentation und Präsenz - ist grundlegend, denn nur in der dialektischen Vermittlung dieser beiden Modalitäten kann die zentrale Bedeutung und Funktion von Bildern angemessen beschrieben werden. Ziel ist es, die verschiedenen historischen und systematischen Formen dieser Vermittlung zu erforschen.
Ein derartiges Unterfangen wirkt gegenwärtig ebenso herausfordernd wie dringlich, denn es trifft auf eine Situation der Kultur- und Bildwissenschaften, in der die Bedeutung der Bilder durch scheinbar antagonistische Positionen aufgerieben wird. Einerseits herrscht eine umfassende Skepsis an der bildlichen Evidenz von Natur und Gesellschaft, von Politik und Geschichte, indem Bilder als der Sprache analoge und lesbare Zeichensysteme betrachtet werden, die über keinen spezifischen Eigensinn verfügen und gleichsam verbraucht sind, sobald ihre Botschaft entziffert ist.
Andererseits wird der Anspruch der Bilder auf eine autonome und rein selbstbezügliche Sinnproduktion reklamiert, die sich abgekoppelt von der außerbildlichen Wirklichkeit vollziehe und vermeintlich erst durch diese Alleinstellung ihre ästhetische Wirksamkeit entfalte. Im Rahmen der geplanten Neupositionierung bildlicher Evidenzerzeugung wird aber gerade auch der Wirklichkeitsbezug der Bilder noch einmal neu zu denken sein.
Dass Bilder theoriehaltig sind und in diesem Sinne eine eigene Diskursivität verkörpern, ist zentral für die Frage, wie sie Evidenz erzeugen. Denn es eröffnet sich hieraus die Möglichkeit, aus den Bildern selbst verbindliche Kriterien ihrer ästhetischen Form zu gewinnen, die ihrerseits wieder eine Geschichte haben.
So eröffnet das Unterfangen, der Kategorie der Evidenz ihre historische Tiefe zurückzugewinnen, zugleich einen gangbaren Weg, zwischen historischer Betrachtung und ästhetischem Zugang, zwischen Begriff und Anschauung und mithin zwischen dem Wirklichkeitsbezug des Bildes und seiner Eigenwirklichkeit zu vermitteln. Nur durch einen solchen dynamischen Begriff von Bild und Evidenz kann auch die virulente Tendenz zur polemischen Gegenüberstellung von Bild und Schrift, visueller und textueller Kompetenz, überwunden werden, um das Forschungsfeld einer transdisziplinären Perspektive neu zu erschließen.
DFG-Verfahren Kolleg-Forschungsgruppen

Projekte

Teilprojektleiter Professor Dr. Peter Geimer
 
 

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