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Verarbeitung von Nomina Komposita: Psycho- und neurolinguistische Untersuchungen

Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung von 2010 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 187803757
 
Erstellungsjahr 2020

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Ziel des DFG-Projektes war es, die Verarbeitung von deutschen Nomina Komposita psycho- und neurolinguistisch zu untersuchen, um festzustellen, a) welche lexikalisch-semantischen Faktoren hier einflussnehmend sind, b) inwieweit konzeptuell-kombinatorische Prozesse auch bei der Produktion lexikalisierter Komposita am Wirken sind, und c) inwieweit Lemma-Information nicht nur ganzwortbezogen, sondern auch für die einzelnen Komponenten (und insbesondere die Nicht-Kopf-Konstituente) abgerufen wird. Das Projekt umfasste die folgenden Arbeitsbereiche: a) Zunächst wurden die im vorangehenden DFG-Projekt erhobenen Benenndaten von Aphasikern für 100 Komposita sowie 70 Simplizia analysiert. Im Ergebnis zeigte sich, dass der Benennerfolg bei den Komposita durch das Erwerbsalter sowie die Benennübereinstimmung bestimmt wurde. Die Zahl korrekter Reaktionen war bei Komposita und Simplizia vergleichbar, was gegen besondere Schwierigkeiten bei der Verarbeitung der morphologisch komplexen Wörter spricht. Hinsichtlich der Qualität der Fehlreaktionen zeigten sich allerdings Unterschiede, die auf dekomponierte Verarbeitung der Komposita zumindest beim misslungenen Wortabruf hinweisen. b) Vor dem Hintergrund der Theorie der „konzeptuellen Kombination“ von Gagné und Mitarbeitern wurden experimentelle Untersuchungen mit sprachgesunden und aphasischen Sprechern zur Rolle thematischer Relationen zwischen den Kompositumskomponenten (Modifikator und Kopf) durchgeführt. In insgesamt fünf Untersuchungen ergaben sich keine Hinweise auf die Verarbeitung relationaler Information bei der Produktion von lexikalisierten Komposita. Mittels der Erhebung von Modifikator-Kopf-Kombinationen und der damit verbundenen kompositumsinternen Relationen durch i) eine Korpusanalyse, ii) eine Fragebogenstudie und iii) die (willkürliche) Zusammenfügung von Modifikatoren und Köpfen wurde zudem eine umfangreiche Datengrundlage geschaffen, die Vergleiche zwischen den Erhebungsmethoden und die Feststellung von Einflussfaktoren auf die Bildung von Komposita im Sinne von Wortflüssigkeitsaufgaben ermöglicht. c) Zur Prüfung der syntaktischen Planungsebene (Lemma-Ebene) wurde der Einfluss des Genus nicht nur des Kompositumskopfes, sondern auch des Modifikatoren mittels insgesamt sechs Genusentscheidungsaufgaben mit sprachgesunden und weiteren Untersuchungen mit aphasischen Sprechern analysiert. Hierbei ergab sich kein Einfluss des Modifikatorgenus, aber ein Einfluss der Ganzwortfrequenz, so dass die Ergebnisse zusammengenommen mit Blick auf die Genusverarbeitung bei visuell dargebotenen Komposita eher für eine ganzheitliche als für eine einzelheitliche Verarbeitung sprechen.

 
 

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