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Empathische Reaktionen auf den emotionalen Gesichtsausdruck älterer Menschen

Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung Förderung von 2011 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 188263246
 
Erstellungsjahr 2015

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Empathie (das Verständnis der Emotionen anderer und adäquate Reaktionen hierauf) ist eine zentrale Komponente der menschlichen Interaktion. Es gibt jedoch viele Hinweise darauf, dass in Interaktionen zwischen jungen und älteren Erwachsenen Empathie reduziert ist, sowohl bezogen auf das Verständnis der Emotionen anderer als auch auf die Reaktionen hierauf. Missverständnisse in der Emotionskommunikation bedeuten aber, dass derartige Interaktionen von beiden Seiten als weniger angenehm und bestätigend erlebt werden, und das Interesse an einer weiteren Fortsetzung oder Wiederholung solcher Interaktionen nachlassen kann. Das beantragte Vorhaben zielte darauf, diese potenziellen Probleme in Interaktionen zwischen Jung und Alt besser zu verstehen, indem empathische Reaktionen junger Menschen auf den Emotionsausdruck älterer Menschen als Funktion der Sozialität des Ausdrucks und interindividueller Unterschiede in Empathie und Einstellungen zu alten Menschen untersucht wurden. Sekundär sollten der Einfluss von Affiliationsmotivation auf Empathie und die empathischen Reaktionen älterer Menschen selbst, sowie der Einfluss interindividueller Unterschiede untersucht werden. In fünf Studien wurden diese Fragen untersucht. Dabei wurde kognitive und affektive Empathie auf der Basis von Photos, Videos und in der direkten Interaktion untersucht. Des weiteren wurde der Einfluss von affiliativem Verhalten auf der Seite einer älteren Person auf das darauffolgende Mimikryverhalten untersucht. Übergreifend zeigte sich, dass jüngere Personen Verzerrungen bei der Erkennung der Emotionen (kognitive Empathie) älterer Personen zeigen, welche auf den gemeinsamen Einfluss von Stereotypen auf der einen Seite und der Verminderung der Signalstärke des Ausdrucks älterer Personen durch die Wirkung von Falten auf der anderen Seite, zurückzuführen sind. Das Mimikryverhalten (affektive Empathie) ist davon weniger betroffen. Bei älteren Personen zeigen sich einige Defizite in der Emotionserkennung aber auch hier keine Verminderung der affektiven Empathie. Da diese eine wichtige Grundlage der harmonischen Interaktion bildet, bedeutet dies, dass durch die durch Defizite in der Emotionserkennung entstehenden intergenerationalen Kommunikationsprobleme im günstigsten Fall durch affektive Empathie kompensiert werden könnte. Hierbei muss allerdings beachtet werden, dass Mimikry durch situationale (z.B. kompetitiver Kontext) und relationale (z.B., Interaktionen mit Fremdgruppen) Faktoren negativ beeinflusst wird und deshalb vermutlich nicht in allen Interaktionen eine solche kompensierende Funktion ausüben kann. Diese Frage muss durch weitere Forschung geklärt werden. Es zeigte sich auch, dass das affiliative Verhalten einer älteren Person einen positive Einfluss auf die Reaktionen gegenüber anderen älteren Personen hat. Allerdings wurde auch klar, dass jüngere Personen generell andere jüngere Personen bevorzugen, auch wenn diese sich nicht affiliativ zeigen. Im Laufe der Studien wurde zudem deutlich, dass der Einfluss von Stereotypen auf intergenerationale Interaktionen komplex ist. Insbesondere scheint es mehrere emotionsrelevante Stereotypen zu geben. Unklar ist derzeit noch, unter welchen Umständen die jeweiligen Stereotypen aktiviert werden. Dies ist eine weitere offene Forschungsfrage. Zusammenfassend erlaubte es das Projekt, ein besseres Verständnis für intergenerationale Interaktionen zu entwickeln. Offene Fragen beziehen sich auf die spezifischen interaktionalen Konsequenzen der Mimikry sowie auf die Rolle von Stereotypen in der intergenerationalen Interaktion.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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