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Neuronale Kontrolle sprachlicher und nichtsprachlicher Bewegungen des Sprechbewegungsapparates: Klinische Untersuchungen

Fachliche Zuordnung Klinische Neurologie; Neurochirurgie und Neuroradiologie
Förderung Förderung von 2011 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 190067084
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Bei der hier berichteten Studie handelt es sich unseres Wissens um die erste prospektive klinische Untersuchung zur Frage nach der Aufgabenspezifität von Steuerungsprozessen der am Sprechen beteiligten Muskulatur. Die Studie umfasste eine nach internationalen Maßstäben sehr umfangreiche Stichprobe von Patienten mit verschiedenen neurologischen Erkrankungen (130 Patienten, 130 gesunde Kontrollpersonen). Die - für die klinische Diagnostik wohl bedeutsamste - Hypothese einer gemeinsamen physiologischen Grundlage von Sprechtempo und Diadochokineserate konnte mehrfach widerlegt werden: In korrelativen Untersuchungen wurden unter Anwendung der von Crawford formulierten Kriterien nennenswerte Dissoziationen zwischen (nichtsprachlichen) Diadochokinese- und sprachlichen Leistungen nachgewiesen, und mittels Strukturgleichungsmodellen konnte die Annahme einer gemeinsamen latenten Variable für orale Wechselbewegungen und Sprechbewegungen verworfen werden. Die Ergebnisse einer in diesem Bericht nicht näher beschriebenen Studie zur inter- und intraindividuellen Variabilität von Sprech- und Diadochokineseraten wiesen ebenfalls auf unterschiedliche Kontrollmechanismen für diese beiden Aufgabentypen hin. In einer derzeit zur Veröffentlichung vorbereiteten umfangreichen Studie konnte, wie oben beschrieben, nachgewiesen werden, dass die Leistungen in nichtsprachlichen mundmotorischen Leistungen keine Vorhersage kommunikativ relevanter Parameter wie Verständlichkeit, Natürlichkeit oder kommunikative Effizienz erlauben. Das in der Diskussion über den diagnostischen Wert nichtsprachlicher mundmotorischer Aufgaben häufig verwendete „feasibility-Argument“ wurde in einer - hier ebenfalls nicht näher beschriebenen - Untersuchung der drop-out Raten für verschiedene diagnostische Aufgabenstellungen anhand einer Gruppe von Patienten mit Cerebralparese geprüft. Dabei zeigte sich, dass - speziell für Patienten mit multiplen kognitiven Einschränkungen - nichtsprachliche Aufgaben keineswegs leichter durchführbar sind als sprachliche. Mit den Studienergebnissen konnte ein wichtiger empirischer Beitrag zum Verständnis der motorischen Verarbeitungsprozesse beim Sprechen geleistet werden. Die Aussagen der Studie wurden in der internationalen Literatur vielfach aufgegriffen. Die Ergebnisse besitzen weitreichende klinische Implikationen für die Diagnostik und Therapie von Patienten mit neurogenen Sprechstörungen. In Lehrbüchern, in Fachvorträgen sowie in der Lehre und in der Fortbildung wurden und werden die Ergebnisse medizinischen und sprachtherapeutischen Berufsgruppen zugänglich gemacht.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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