Neuronale Kontrolle sprachlicher und nichtsprachlicher Bewegungen des Sprechbewegungsapparates: Klinische Untersuchungen
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Bei der hier berichteten Studie handelt es sich unseres Wissens um die erste prospektive klinische Untersuchung zur Frage nach der Aufgabenspezifität von Steuerungsprozessen der am Sprechen beteiligten Muskulatur. Die Studie umfasste eine nach internationalen Maßstäben sehr umfangreiche Stichprobe von Patienten mit verschiedenen neurologischen Erkrankungen (130 Patienten, 130 gesunde Kontrollpersonen). Die - für die klinische Diagnostik wohl bedeutsamste - Hypothese einer gemeinsamen physiologischen Grundlage von Sprechtempo und Diadochokineserate konnte mehrfach widerlegt werden: In korrelativen Untersuchungen wurden unter Anwendung der von Crawford formulierten Kriterien nennenswerte Dissoziationen zwischen (nichtsprachlichen) Diadochokinese- und sprachlichen Leistungen nachgewiesen, und mittels Strukturgleichungsmodellen konnte die Annahme einer gemeinsamen latenten Variable für orale Wechselbewegungen und Sprechbewegungen verworfen werden. Die Ergebnisse einer in diesem Bericht nicht näher beschriebenen Studie zur inter- und intraindividuellen Variabilität von Sprech- und Diadochokineseraten wiesen ebenfalls auf unterschiedliche Kontrollmechanismen für diese beiden Aufgabentypen hin. In einer derzeit zur Veröffentlichung vorbereiteten umfangreichen Studie konnte, wie oben beschrieben, nachgewiesen werden, dass die Leistungen in nichtsprachlichen mundmotorischen Leistungen keine Vorhersage kommunikativ relevanter Parameter wie Verständlichkeit, Natürlichkeit oder kommunikative Effizienz erlauben. Das in der Diskussion über den diagnostischen Wert nichtsprachlicher mundmotorischer Aufgaben häufig verwendete „feasibility-Argument“ wurde in einer - hier ebenfalls nicht näher beschriebenen - Untersuchung der drop-out Raten für verschiedene diagnostische Aufgabenstellungen anhand einer Gruppe von Patienten mit Cerebralparese geprüft. Dabei zeigte sich, dass - speziell für Patienten mit multiplen kognitiven Einschränkungen - nichtsprachliche Aufgaben keineswegs leichter durchführbar sind als sprachliche. Mit den Studienergebnissen konnte ein wichtiger empirischer Beitrag zum Verständnis der motorischen Verarbeitungsprozesse beim Sprechen geleistet werden. Die Aussagen der Studie wurden in der internationalen Literatur vielfach aufgegriffen. Die Ergebnisse besitzen weitreichende klinische Implikationen für die Diagnostik und Therapie von Patienten mit neurogenen Sprechstörungen. In Lehrbüchern, in Fachvorträgen sowie in der Lehre und in der Fortbildung wurden und werden die Ergebnisse medizinischen und sprachtherapeutischen Berufsgruppen zugänglich gemacht.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2013). Neuromotor Speech Impairment: It's All in the Talking. Folia Phoniatrica et Logopaedica, 65, 55-67
Ziegler, W., Ackermann, H.
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(2014). Brain Mechanisms of Acoustic Communication in Humans and Nonhuman Primates: An Evolutionary Perspective. Behavioral and Brain Sciences, 37, 529-604
Ackermann H, Hage S, Ziegler W
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(2015). How Does GPi-DBS Affect Speech in Primary Dystonia? Brain stimulation, 8, 875-880
Risch, V., Staiger, A., Ziegler, W., Ott, K., Schölderle, T., Pelykh, O., Bötzel, K.
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(2015). The Impact of Early Brain Damage on Speech: Features and Characteristics of Dysarthria in Adults with Cerebral Palsy. Dissertation. Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften, Ludwig-Maximilians-Universität München
Schölderle, T.
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(2016). Dysarthria in Adults with Cerebral Palsy: Clinical Presentation and Impacts on Communication. Journal of Speech, Language and Hearing Research, 59, 216-229
Schölderle, T., Staiger, A., Strecker, K., Lampe, R., Ziegler, W.
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(2016). Motor Speech Impairments. In Hickok, G., Small, S. (eds.), The Neurobiology of Language (pp. 985-994). Cambridge, MA: Elsevier
Ziegler, W., Staiger, A.
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(2017). Dissociating Oral Motor Capabilities: Evidence from Patients with Movement Disorders. Neuropsychologia, 95, 40-53
Staiger, A., Schölderle, T., Brendel, B., Ziegler, W.
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(2017). Oral Motor Abilities Are Task- Dependent: A Factor Analytic Approach to Performance Rate. Journal of Motor Behavior, 49, 482-493
Staiger, A., Schölderle, T., Brendel, B., Bötzel, K., Ziegler, W.
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(2017). Subcortical Contributions to Motor Speech: Phylogenetic - Developmental - Clinical. Trends in Neurosciences, 40, 458-468
Ziegler, W., Ackermann, H.
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(2018). Einfluss der Tiefen Hirnstimulation im Globus pallidus internus auf die Verständlichkeit des Sprechens bei Patienten mit zervikaler Dystonie. Dissertation. Medizinischen Fakultät, Ludwig- Maximilians-Universität München
Ott, K.
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(2018). The Feasibility of Assessing Speech and Non-Speech Function of the Speech Apparatus in Adults with Cerebral Palsy. Clinical Linguistics & Phonetics, 32, 876-887
Schölderle, T., Staiger, A., Ziegler, W.
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(2019). Dysarthrie und Sprechapraxie. In Diener, H.-C., Steinmetz, H., Kastrup, O. (eds.), REFERENZ Neurologie (pp. 112-119). Stuttgart: Thieme
Ziegler, W., Staiger, A.
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(2019). Higher-Faster-Farther: Maximum Performance Tests in the Assessment of Neurogenic Speech Impairment. Folia Phoniatrica et Logopaedica
Ziegler, W., Schölderle, T., Brendel, B., Amsellem, J., Staiger, A.
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(2019). Motor Speech Disorders. In Miozzo, M., de Zubicaray, G., Schiller, N. (eds.), Oxford Handbook of Neurolinguistics (pp. 449-471). Oxford: Oxford University Press
Ziegler, W., Schölderle, T., Aichert, I., Staiger, A.
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(2019). The Impact of Dysarthria on Laypersons' Attitudes towards Adults with Cerebral Palsy. Folia Phoniatrica et Logopaedica
Schölderle, T., Staiger, A., Heß, B., Ziegler, W.