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Grundlagentheoretische Relevanz der Praktiken des Umgangs mit Alkohol im Jugendalter - Wege in und aus jugendkulturellem Rauschtrinken - biographische Entwicklungen und Gruppenkontexte

Fachliche Zuordnung Bildungssysteme und Bildungsinstitutionen
Förderung Förderung von 2010 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 190106858
 
Erstellungsjahr 2016

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt hat gezeigt, dass und wie Jugendliche den Alkoholkonsum als Kompetenzbereich nutzen, indem sie sich entsprechend über diesen als kompetente Akteur_innen inszenieren. Hier haben sie Routinen herausgebildet und Praktiken entwickelt, die ihnen offensichtlich viel Halt und Sicherheit vermitteln. Diese Bezugnahme auf eingeübte Praktiken scheint eine nicht zu unterschätzende Funktion im Kontext der (Wieder-)Herstellung von Handlungssicherheit zu haben. Gleichzeitig dokumentiert sich im Thematisieren von Alkoholkonsum eine Suche nach Orientierung und nach Verlässlichkeit. Das Reden über Alkoholkonsum wie auch die Praktiken des Konsumierens können – und hier schließt dieses Ergebnis an die Erkenntnisse der Übergangsforschung an – als Formen der Bewältigung von Unsicherheiten und ambivalenter Anforderungen in Übergängen bzw. Übergangskonflikten gelesen werden. Gerade in Relation zu solchen Übergängen, die latent Zonen der Unsicherheit und der offenen Suchprozesse sind, verspricht der Alkoholkonsum in informellen Gruppen also hohe Handlungssicherheit. Gleichzeitig ist diese Konsumsphäre ein sozial gut integriertes Feld, sowie eines, das in informellen Gruppen eigenständig organisiert wird. Zum zweiten ist grundlagentheoretisch interessant, dass und wie der Alkoholkonsum dazu genutzt wird, um sich als gereift und weiterentwickelt zu inszenieren. Hierüber scheinen zentrale (biografische) Aushandlungsprozesse zu laufen. Die Auseinandersetzung mit Alkoholkonsum steht dabei im Verbund mit der Auseinandersetzung mit allen möglichen biografisch relevanten Themen (elterliche Beziehungen, berufsbiografische Entwicklungen, Entwicklung von Liebesbeziehungen etc.). Auch diesbezügliche Reifeprozesse, Brüche und Kontinuitäten werden anhand der Inszenierung des Umgangs mit Alkoholkonsum darstellbar, und en passant wird deutlich, wie der Alkoholkonsum mit diesen anderen Lebensbereichen und ihren ambivalenten Anforderungen verknüpft ist. Drittens und mit dem vorigen Punkt eng verbunden ist es interessant, dass und wie die Befragten den Alkoholkonsum unterschiedlich dafür nutzen können eine kohärente Geschichte von sich zu erzählen. Biografien scheinen gerade über solche lebensweltlichen Themen empirisch gut erschlossen werden zu können. Viertens werden verlaufsbezogen sowohl Wandel als auch Kontinuität feststellbar – während der Wandel von Konsumbiographien stärkere Normsetzungen zu verlangen scheint (und damit implizit die Normalität des Trinkens dokumentiert), dokumentieren Normalisierungen eher kontinuierliche Trinkbiographien. Unterstützungsbedarf wird weniger in direkt auf den Alkoholkonsum bezogenen Bereichen gesehen als in den Themen, die als unsichere Übergänge ins Erwachsensein nur indirekt aufscheinen: Unterstützung in Fragen der Beziehungsaufnahme und Beziehungsgestaltung, Unterstützung in schwierigen Übergängen in den Beruf. Insofern konzentrieren sich unsere Vortrags- und Publikationsaktivitäten darauf, eine dezidiert entdramatisierende Perspektive auf den jugendkulturellen Alkoholkonsum einzunehmen und diesen gesellschaftlich („Alkoholkultur“), übergangstheoretisch und jugendkulturell zu rahmen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2015): Jugendkultureller Alkoholkonsum – Riskante Praktiken in riskanten biografischen Übergängen, Wiesbaden: Springer VS
    Litau, J. Stauber, B., Stumpp, G., Walter, S., Wißmann, C.
  • Not just Drinking – grundlagentheoretische Erkenntnisse der Forschung zu jugendkulturellem Alkoholkonsum. In: Soziale Passagen, January 2017, Volume 8, Issue 2, pp 345–361
    Stauber, Barbara/ Wißmann, Christian/ Walter, Sibylle/ Stumpp, Gabriele/ Litau, John
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1007/s12592-016-0234-1)
 
 

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