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"Stammes"-Bewusstsein auf Video-CD? Mediale Artikulationen zu Santali-Spielfilmen in vier Regionen Indiens und Bangladeschs
Antragsteller
Professor Dr. Karl-Heinz Kohl
Fachliche Zuordnung
Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung
Förderung von 2010 bis 2014
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 191445706
Das Forschungsvorhaben untersucht die Bedeutung von Santali^-Videospielfilmen für die Ausbildung eines panindischen und transnationalen kulturellen Einheitsbewusstseins der räumlich über mehrere indische Teilstaaten und Bangladesch verteilten Bevölkerungsgruppen der Santal. Santali-Filme gehören zu einer der zahlreichen kleineren Medienzirkulationsketten, denen - über die Bollywood- Medienströme hinaus - eine wesentliche Bedeutung für die Alltagskultur Südasiens zufällt. Seit dem Jahre 1995 wurden 80 Santali-Video-CD-Spielfilme und 100 Musikvideo-VCDs veröffentlicht, die über Musik- und Video-Geschäfte beträchtliche Verbreitung erlangten.Mit Hilfe der Methode der „teilnehmenden Beobachtung" sollen mediale Interaktionsanalysen zur Artikulation der Santal-Kultur durch Filmschaffende, Filmdistributoren und Filmbetrachter durchgeführt werden, die sich auch auf die inhaltliche Gestaltung der Filme beziehen. Dem Forschungsdesign der multi-sited-Ethnographie folgend, befinden sich die Forschungsorte für die Studien zur Filmrezeption bei den Santal in vier Regionen Indiens und Bangladeschs, die unterschiedliche gesellschaftliche Rahmenbedingungen für diese „indigene" Bevölkerungsgruppe aufweisen.Anhand der Studien soll gezeigt werden, dass in diesen Regionen in Abhängigkeit von medialen Gesamtkontexten und der Situation der Santal über jeweils unterschiedliche Elemente aus dem Kultur-Pool der Filme eine jeweils eigene Santal-„Stammes"-ldentität und teilweise auch Santal- Modernität artikuliert wird. Forschungsziel ist die Entwicklung eines Theorieansatzes innerhalb der Medienethnologie, der die orteübergreifende Ausbildung einer gemeinsamen Identität nicht als Ausbreitung und Übernahme originärer Kulturvorstellungen durch Medienströme interpretiert, sondern diese vielmehr als regional unterschiedliche Mediationen durch die Filmbetrachter selbst versteht.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen