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Amiternum - eine archäologische Regionalstudie im zentralen Abruzzenraum

Fachliche Zuordnung Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Förderung Förderung von 2010 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 192220900
 
Erstellungsjahr 2014

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das von SNF und DFG geförderte Projekt hatte zum Ziel, die langfristige Entwicklung der antiken Landstadt Amiternum mit seiner zugehörigen Siedlungskammer unter siedlungsarchäologischen, wirtschafts- und umweltgeschichtlichen Fragestellungen zu untersuchen. Im Rahmen einer multidisziplinären Untersuchungsstrategie wurden Luft-/Satellitenbildanalysen, Surveys, geophysikalische Prospektionen, Ausgrabungen sowie geoarchäologische Untersuchungen und diverse Materialanalysen durchgeführt. Hierdurch ließen sich wesentliche neue Erkenntnisse sowohl zur Entwicklung Amiternums wie auch zur Siedlungs- und Umweltgeschichte der größeren Region von der vorrömischen Zeit bis zum frühen Mittelalter gewinnen. Für die vorrömische Zeit konnte wahrscheinlich gemacht werden, dass unter dem Ort San Vittorino eine eisenzeitliche Siedlung existierte, welche vielleicht mit dem in Quellen überlieferten Hauptort der Sabiner ‚Testruna’ identisch ist. Mit der römischen Eroberung ergaben sich neue Siedlungsimpulse: die Anlage der Fernverkehrsstraße ‚Via Caecilia’ führte zur Verlagerung des Ortes ins Tal; zugleich entstanden zahlreiche Villae rusticae entlang den Talrändern, möglicherweise infolge einer Zenturiation und gezielten Ansiedlung römischer Siedler. Ein unerwartetes Ergebnis war, dass sich Amiternum trotz eines massiven Ausbaus der öffentlichen Infrastruktur im 1. Jh.v. bzw. 1. Jh.n.Chr. nie zu einer regelrechten Stadt entwickelte. Offenbar wohnte die Bevölkerung weiterhin dezentral in Vici und Villen der Umgebung, neben denen Amiternum die Rolle eines Zentralorts einnahm. Dieses für den Abruzzenraum archäologisch bislang in dieser Prägnanz erstmals nachgewiesene Siedlungsmuster ist vermutlich auf vorrömische Traditionen zurückzuführen. Das Aufblühen der lokalen Oberschicht in der späten Republik und frühen Kaiserzeit kann auf ihr Engagement in der transhumanten Viehzucht zurückgeführt werden. Sie lieferte die Grundlage für den Aufstieg in die stadtrömische Aristokratie und die Ressourcen für den monumentalen Ausbau Amiternums sowie für die neu nachgewiesenen, repräsentativen Domus und Villen. Anders als bislang angenommen weisen jedoch die durchgeführten geoarchäologischen Untersuchungen darauf hin, dass die Wirtschaftsform der saisonalen Viehweidewirtschaft mit der damit verbundenen Entwaldung der Hochregionen zumindest auf regionaler Ebene bereits vor der römischen Okkupation fest etabliert war, so dass auch in diesem Bereich von einer Kontinuität älterer Traditionen auszugehen ist. Die schrittweise Monopolisierung der transhumanten Viehzucht durch das Kaiserhaus im Verlauf des 2. Jh. kann vermutlich wiederum für die Erlahmung der Siedlungsdynamik im Aterno-Tal mitverantwortlich gemacht werden. Insgesamt belegen die Ergebnisse für den zentralen Abruzzenraum stark ausgeprägte Interdependenzen von sozio-ökonomischen und naturräumlichen Faktoren. Gerade in dieser Hinsicht sind in Zukunft durch weitere Untersuchungen der naturräumlichen Veränderungsprozesse und der Hinterlassenschaften der Trashumanz noch wichtige Erkenntnisgewinne zu erwarten.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Amiternum (San Vittorino, AQ). Prospezioni e scavi (2011), Quaderni di Archeologia d'Abruzzo 3, 2011, 268-273
    M. Heinzelmann
  • Amiternum - Vorbericht zu den Kampagnen 2010 und 2011, Kölner und Bonner Archaeologica 2, 2012, 129-142
    M. Heinzelmann – M. Buess
  • Amiternum and the upper Aterno-valley: approaching a Sabine-Roman town and its territory, in: F. Vermeulen et al. (Hrsg.), Urban Landscape Survey in Italy and the Mediterranean, Oxford 2012, 23-33
    M. Heinzelmann – D. Jordan
  • Amiternum – eine archäologische Regionalstudie im zentralen Abruzzenraum. Vorbericht zu den abschließenden geophysikalischen Prospektions- und Ausgrabungskampagnen 2012/2013, Kölner und Bonner Archaeologica 3, 2013, 189-202
    M. Heinzelmann – M. Buess
 
 

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