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Die erfundene Freundschaft. Propaganda für die Sowjetunion in Polen und der SBZ/DDR (1944-1957)
Antragsteller
Professor Dr. Jan C. Behrends
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2005 bis 2007
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 19247318
Die vorliegende Arbeit untersucht die Propaganda für die Sowjetunion in Polen und der SBZ/ DDR für die Jahre 1944-1957 in vergleichender Perspektive. Dazu wurden Quellen aus sowjetischen, polnischen und deutschen Archiven herangezogen. Die Dissertation versteht sich als Beitrag zur Propagandageschichte, zur vergleichenden Diktaturforschung und zur Geschichte der Öffentlichkeit im 20. Jahrhundert. Sie analysiert die Entwicklung der parteistaatlichen Apparate, die offiziellen Narrative und die Rezeption der Propaganda im Kontext der jeweiligen Gesellschaften. Den Forschungsfragen wird in transnationaler Perspektive nachgegangen, um die Verbindungen zwischen der Sowjetunion, Polen und Ostdeutschland herauszuarbeiten und so einen Baustein zu einer europäischen Geschichte des Kommunismus zu liefern. Im Ergebnis konnten die Ungleichzeitigkeiten und Spezifika des Sowjetisierungsprozesses in Polen und der DDR herausgearbeitet werden. Die Studie veranschaulicht den Homogenisierungsdruck des Zentrums und die Grenzen, an die kommunistische Parteistaaten bei der Durchherrschung der Öffentlichkeit stießen. In einem eigenen Abschnitt wird erstmals die Verbindung der Propaganda zu den Herrschaftskrisen von 1953 und 1956 diskutiert. Abschließend wird die These formuliert, dass die kommunistischen Machthaber die Beharrungskräfte kollektiver Erinnerung unterschätzen und mit ihrem Projekt, die öffentliche Meinung über die Sowjetunion in wenigen Jahren zu verändern, letztlich scheiterten. Dennoch gilt es die Wirkungsmächtigkeit parteistaatlicher Propaganda nicht zu unterschätzen: Die Studien zu ihrer Rezeption in Polen und der DDR verdeutlichen, wie offizielle Diskurse nicht nur die repräsentative Öffentlichkeit des Regimes, sondern auch den Alltag der Bevölkerung dominierten und bis in die Sprache der Opposition vordrangen.
DFG-Verfahren
Publikationsbeihilfen