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Formale und inhaltliche Analyse von Motivational Interviewing zur Modellierung der Vorhersage des Rauchverhaltens bei Frauen post partum

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2011 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 192607060
 
Erstellungsjahr 2014

Zusammenfassung der Projektergebnisse

In einer theoretischen Formulierung der Wirkungsweise des Motivational Interviewing wurden zwei Hypothesen abgeleitet – eine technische und eine relationale. Die technische Hypothese dagegen bezieht sich auf klar beobachtbares Verhalten innerhalb einer Sitzung sowie dessen Auswirkung auf die beobachtbaren Zielvariablen im Anschluss an eine Intervention. Diese technische Hypothese formuliert, dass a) MI-konsistentes Verhalten seitens der Berater zu selbstmotivierenden Äußerungen (Change Talk) der Klienten führt, b) MI-inkonsistentes Verhalten seitens der Berater zu Äußerungen seitens der Klienten führt, die für die Beibehaltung des problematischen Verhaltens sprechen (Sustain Talk), und dass c) das Ausmaß an Change Talk prädiktiv für eine Verhaltensänderung ist. Diese technische Hypothese konnte in zwei aktuellen Arbeiten sowie in einer Metanalyse diese Zusammenhänge empirisch gestützt, repliziert sowie differenziert werden. Ausgehend von den zur Antragsstellung bekannten Zusammenhängen wurden folgende zentrale Fragestellungen formuliert: Lässt sich 1. die Sequenz von Beraterverhalten zu Klientenäußerungen innerhalb der Sitzungen und 2. die Vorhersage einer Verhaltensänderung nach der Intervention durch das Ausmaß von Change Talk innerhalb der Sitzung replizieren. 3. Wurde der Zusammenhang zwischen motivationalen (Änderungsbereitschaft) und emotionalen Charakteristika (Worte mit emotionalem Inhalt) der Gespräche untersucht. Die Reliabilitätsschätzung durch Überprüfung der Inter- und Intrabeobachterübereinstimmung erbrachte gute bis sehr gute Übereinstimmungsmaße. Dies erlaubt den Schluss, dass die beobachteten Kategorien eine objektive Grundlage für die Analyse der Zusammenhänge darstellt. Die technische Hypothese von MI konnte an vorliegenden Daten nicht verworfen werden. Vielmehr erfährt sie eine Differenzierung. So ist der Einfluss von MI-konsistentem Verhalten auf Sustain Talk weniger stark als formuliert und der Einfluss MI-inkonsistenten Verhaltens größer als bislang angenommen. Obwohl diese Klasse von Verhalten nur sehr selten beobachtet wurde, scheint der behindernde Einfluss MI-inkonsistenten Verhaltens deutlich zum Tragen zu kommen. Betrachtet man Parallelen zu Ergebnissen der Psychotherapieforschung, so scheint auch hier ein bestimmtes Beraterverhalten sich negativ auf den unspezifischen Wirkfaktor der therapeutischen Arbeitsbeziehung auszuwirken. Es konnten keine systematischen Zusammenhänge zwischen der Änderungsbereitschaft und dem emotionalen Vokabular innerhalb der Sitzungen beobachtet werden. Dagegen gab es Zusammenhänge zwischen dem emotionalen Vokabular und den Ergebnissen. Die Analysen deuten auf einen höheren Anteil von Worten der Klasse „Optimismus / Energie“ bei den Frauen mit positivem Ergebnis und einen kleineren Anteil an Worten der Klasse „Ängstlichkeit“ bei den rückfälligen Frauen hin. Alle beobachteten Effekte waren klein. Die Zusammenhänge zwischen änderungsmotivierter Sprache der Klientinnen und dem Beraterverhalten konnten auch auf aggregierter Ebene mittels Regressionsanalysen bestätigt werden. Die Zusammenhänge zwischen änderungsmotivierter Sprache der Klientinnen und den Interventionsergebnissen konnten zum Teil repliziert werden. Dagegen konnten weder der postulierte Zusammenhang zwischen Beraterverhalten und Interventionsergebnissen noch der Mediationseffekt des Beraterverhaltens auf den Zusammenhang zwischen änderungsmotivierter Sprache und Ergebnissen repliziert werden. Dass sich die letztgenannten Zusammenhänge nicht replizieren ließen, lässt sich mit der kleinen Anzahl an Beobachtungen für MI-konsistente und MI-inkonsistente Verhaltensweisen erklären. In diesem Projekt wurde bewusst Wert auf ein methodisch rigoroses Vorgehen gelegt und möglichst objektive Beobachtungsmethoden wurden verwendet, um im Sinne einer kritisch prüfenden Haltung eine Intervention und deren empirische Begründung zu prüfen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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