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Die Entscheidung zur Elternschaft: Vorstudie zur Analyse ambivalenter Entscheidungsprozesse auf der Paarebene (AMEPA)

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2011 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 193277002
 
Erstellungsjahr 2013

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die durchgeführte qualitative Studie sollte Ansatzpunkte für eine anschließende Hauptstudie liefern und mögliche Typologien und Wirkmechanismen, die bei der Entscheidung zur Elternschaft eine wichtige Rolle spielen, aufzeigen. Dies ist durch die Einbindung bisher weitestgehend separat untersuchten entscheidungsrelevanten Determinanten in das theoretische Frame-Selection-Modell erfolgt. Dabei konnten einige Forschungsannahmen bestätigt werden, andere konnten jedoch nicht festgestellt werden. Die interessantesten Ergebnisse werden im Folgenden zusammenfassend dargestellt. Bezogen auf die untersuchten Divergenzen ließ sich kein systemafischer Einfiuss in der Kinderwunschmotivation und im Verarbeitungsmodus (AS vs. RC) auf das Auftreten von Divergenzen auf der Skript- und Handlungsebene und auf den Aufschub der Kinderwunschrealisierung nachweisen. Allerdings konnten Divergenzen auf der Skriptebene in den Bereichen Sicherheit, Terminierung, Grundbedingungen und Plänen für ein Leben mit Kind das Auftreten von Ambivalenz und den Aufschub der Kinderwunschrealisierung festgestellt werden. Besonders auffällig bei der Einschätzung der Begründung des Kinderwunsches des Partners ist, dass vordergründig keine Divergenzen entstehen, da die meisten Paare darüber berichten, dass bereits zu Beziehungsbeginn geklärt wurde, ob miteinander konforme Erwartungen in Bezug auf die Kinderfrage vorliegen und für gewöhnlich von Anfang an ein Konsens hinsichtlich des Kindenwunsches bestand. Beachtlich ist aber, dass die wenigsten mit dem Partner explizit darüber gesprochen haben, warum sie sich Kinder wünschen, sodass bei detaillierterer Aussprache durchaus Divergenzen entstehen könnten. Die Annahme, der zufolge Divergenzen mit einer erhöhten Ambivalenz auf der Skript- und Handlungsebene einhergehen, fand teilweise Bestätigung. Weiterhin ließen sich aufschlussreiche Ergebnisse, die sich ausschließlich auf die intrapersonelle Ambivalenz beziehen, finden. Diese zeigten zum einen, dass Ambivalenz auf allen Ebenen des FSM anzutreffen war. Die Enwartung, dass Ambivalenz am häufigsten auf der Skriptebene anzusiedeln ist, konnte bestätigt werden. Insgesamt ließ sich ableiten, dass Ambivalenz häufig nicht bezogen auf den Kinderwunsch selbst, sondern bzgl. des „richtigen" Zeitpunkts auftrat. Somit empfanden es die Probanden als äußerst problematisch, einen geeigneten Zeitpunkt für die Erfüllung des Kindenwunsches zu finden, da oftmals finanzielle Situation oder Beruf der baldigen Elternschaft im Wege standen. Andere Ambivalenzbereiche bezogen sich auf affektuelle individuelle Aspekte oder auf die interpersonale Ebene. Auch internalisierte Werte und Normen können durchaus zu einem verstärkten Ambivalenzempfinden führen. Des Weiteren konnten die Forschungsannahmen, dass a) zwischen dem Auftreten von Ambivalenzen auf der Frame-, Skript- und Handlungsebene systematische Beziehungen bestehen und b) eine systematische Beziehung zum Kinderwunschaufschub besteht, bei der Analyse des Interviewmaterials nicht eindeutig belegt werden. Gleichzeitig konnte auch die Vermutung, dass Ambivalenz vor allem aus einer Interaktion von RC- und AS-Modus entsteht, in der qualitativen Vorstudie nicht konsistent nachgewiesen werden. Diese Ergebnisse können in erster Linie auf die geringe Stichprobengröße der Vorstudie zurückgeführt werden. Die qualitative Studie liefert jedoch deutliche Anzeichen dafür, dass als stark belastend empfundene Ambivalenzen von solchen Konstellationen evoziert werden, deshalb sollten die aufgestellten Vermutungen noch genauer in einer quantitativen Studie überprüft werden. Es konnte herausgestellt werden, dass sich Elemente verschiedener Handlungsorientierungen und beider Verarbeitungsmodi bei allen Versuchspersonen finden lassen. Interessant waren vor allem solche Fälle, bei denen ausgeprägte RC-Elemente neben ausgeprägten AS-Elementen auftreten, denn in diesen Fällen wurde Ambivalenz als stärker belastend empfunden. Diese Typen sollten in einer quantitativen Studie verstärkt analysiert werden. Abschließend kann festgestellt werden, dass die qualitative Studie interessante Ergebnisse liefert und bereits einige unerwartete Tendenzen erkennen lässt. Diese stellen wichtige Ansatzpunkte für eine anschließende quantitative Studie dar, in der die Entscheidung zur Elternschaft genauer analysiert werden kann.

 
 

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