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Praxis und Theorie des künstlerischen Schaffensprozesses

Antragstellerin Dr. Saskia Pütz
Fachliche Zuordnung Kunstgeschichte
Förderung Förderung von 2011 bis 2012
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 194854085
 
Was ist Künstlerschaft und wie artikulieren sich die Vorstellungen davon? Diese Frage wird an deutschsprachigen Autobiographien von bildenden Künstlern während ihres ersten Aufschwungs in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts untersucht. Analysiert wird die Verknüpfung mit anderen Texten, Diskursen und Systemen, aus denen Motive und Erzählmusterübernommen, variiert oder abgelehnt werden. Es zeigt sich, dass gerade die im 19. Jahrhundertentstehende wissenschaftliche Disziplin der Kunstgeschichte, die autobiographische Texte als Quellenmaterial behandelt, selbst großen Einfluss auf deren Entstehung hatte. Am Beispiel der „Lebenserinnerungen eines deutschen Malers" (1885) von Ludwig Richter, wird diese Einflussnahme beispielhaft nach vollzogen. Im Vergleich mit anderen Lebensbeschreibungen werden zentrale Parameter herausgearbeitet, die für die Künstlerautobiographik des 19. Jahrhunderts allgemein von Interesse sind. Erstmals wird die Werkentstehung von Richters Autobiographie textgenerisch untersucht. Im Vergleich unterschiedlicher Fassungen zu früheren biographischen Texten und Tagebucheinträgen zeigt sich, in welchem Maße der Künstler mit der Übernahme wissenschaftlicher Kriterien und Ordnungsmuster sein eigenes Werk profiliert. Die Konstitution einer eigenen und autonomen künstlerischen Identität im Text wird anhand von zwei Motiven gezeigt, die Leben und Werk miteinander verschränken: zum einen die Verbindungvon Unbewusstem und Kunststreben und zum anderen die Unterscheidung mittels Alterität, also die Abgrenzung von einem Anderen. Darüber hinaus wird die Einschreibung von Richters individueller in eine kollektive Identität seiner Künstlergeneration dargestellt. Richters Autobiographie wird als Beitrag zur allgemeinen Kunstgeschichtsschreibung gelesen, die es für ihn und seine Künstlerkollegen umzudeuten galt. Schließlich wird gezeigt, dass der Text auch ein essentiell religiös geprägtes Künstlertum darstellt. Dargelegt wird der Einfluss der innerkirchlichen Umstrukturierungen auf die Selbstdarstellung wie auch die ökonomischen und sozialen Strukturender Künstler.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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