Detailseite
Projekt Druckansicht

Albrecht Dürers frühe Federzeichnungen. Nichtdestruktive Werkstoffanalyse der Tinten. Dokumentation der Wasserzeichen

Fachliche Zuordnung Kunstgeschichte
Förderung Förderung von 2011 bis 2013
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 195030147
 
Erstellungsjahr 2013

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt untersuchte etwa fünfzig Frühwerkszeichungen Albrecht Dürers auf die Konsistenz oder Differenz der darin verwendeten flüssigen Zeichen- und Schreibmittel. Viele Bild- und Textpartien der berühmten Blätter sind umstritten als „eigenhändig“, „nachträglich“ oder „von fremder Hand“ bewertet, bis hin zum Fälschungsverdacht kompletter Zeichnungen oder ihrer Signaturen und Beischriften. Zur Lösung dieser traditionellen wie aktuellen Kontroversen über das spontane oder prozesshaft-langwierige Zustandekommen der Zeichnungen und ihrer Beischriften erbrachte das Projekt handfeste neue kunsttechnologische Argumente. Angewandt wurde die Mikro-RFA Analyse, mittels derer sich zunächst Rußtuschen von Eisengallustinten unterscheiden lassen und sodann verschiedene, möglicherweise in einer Zeichnung vorliegende Eisengallustinten mittels des „Fingerprints“ ihrer individuellen Zusammensetzung differenziert werden können. Ergänzend unterstützte – wo möglich – eine Wasserzeichenerfassung den kunsttechnologischen Befund. Relativ häufig wurden verschiedene Zeichnungs- und Beschreibmedien in ein und derselben Dürerzeichnung ermittelt. Dürer ließ bei der alltäglichen Wahl seiner Tinte/Tusche offensichtlich keine so strenge Sorgfalt walten, wie es die kennerschaftliche Kunstgeschichte gern annahm, und pflegte nachträglich mit zeitlichem Abstand Blätter erheblichen Teils zu überarbeiten. Andererseits fanden sich auch besonders homogen gezeichnete Blätter, darunter das „Frauenbad“ in Bremen (Rußtusche, samt Signatur und Datierung), der Hamburger „Tod des Orpheus“ (Eisengallustinte, allerdings mit differenter Tinte von Datierung und Signatur), sowie die sogar blattübergreifend homogene Tinte der beiden „Studien nach Stichen Andrea Mantegnas“ in der Wiener Albertina. Ebenso ergaben sich Übereinstimmungen der Tinten von doppelseitig mit Zeichnungen versehenen Blättern. Der junge Dürer scheint mit solchen Recto-Verso-Kombinationen – oftmals ganz unterschiedlicher Bildthematik – also auch inhaltliche Aussagen etwa über seine besonders vielseitige Virtuosität intendiert zu haben. Begleitend entwickelt wurden Perspektiven für eine systematische Wasserzeichenerfassung, die jetzt unter Benutzung moderner, www-basierter Recherchedatenbanken eine teils feinere, teils in Zeitraumangaben seriösere Angabe vormals pauschal unternommener Blattverwendungsdatierungen gewährt. Für die Veröffentlichung der Messdaten, ihre grafischen Erschließung und kunsthistorische Bewertung wurde eine dauerhafte, digitale und frei zugängliche Publikationsform gewählt: http://duerer.gnm.de/tintenwiki/Tintenprojekt. In der großen Sonderausstellung „Der Frühe Dürer“, die im Sommer 2012 mehr als 280.000 Besucher in das Germanische Nationalmuseum führte, war das DFG-Projekt mit einer eigenen Ausstellungseinheit vertreten, in der Verfahren, Messergebnisse und Thesen einem breiten Publikum vermittelt wurden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Albrecht Dürers frühe Federzeichnungen. Nichtdestruktive Werkstoffanalyse der Tinten. Dokumentation der Wasserzeichen

 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung