Erhöht visuell-räumliche Aufmerksamkeit die Verarbeitungsgeschwindigkeit? Eine Prüfung der Prior-Entry-Hypothese und alternativer Erklärungen
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das vorliegende Projekt untersuchte eine lange bekannte Wahrnehmungstäuschung, den sog. Prior Entry: beachtete Reize werden schneller wahrgenommen als unbeachtete. Während bislang meist (implizit) davon ausgegangen wurde, daß beachtete Reize verarbeitet werden als unbeachtete, konnten wir zeigen, daß ein substantieller Teil der Täuschung auf eine Verlangsamung der Verarbeitung unbeachteter Reize zurückgeht. Beide Aspekte – Beschleunigung und Verlangsamung – lassen sich als Belege für eine zeitliche Codierung von Information deuten. Zudem hat das Projekt im Rahmen einer mathematischen Theorie selektiver Aufmerksamkeit (Theory of Visual Attention) methodische Grundlagen dafür erarbeitet, die verantwortlichen Prozesse über mathematische Parameter zu identifizieren (Verarbeitungsbeginn, Verarbeitungsgeschwindigkeit, Gesamtressourcen). Dies war mit den bisherigen Methoden nicht möglich. Als ein weiterer methodischer Fortschritt gelang es, aus zeitlichen Reihenfolgeurteilen TVA-Parameter zu gewinnen, was den Anwendungsbereich der TVA erheblich erweitert. Angesichts der Tatsache, daß möglicherweise ähnliche ursächliche Mechanismen in verschiedenen Wahrnehmungstäuschungen eine Rolle spielen (z.B. Fröhlich-Effekt, Flash-Lag- Effekt, Tandem-Effekt, Metakontrast) sehr vielversprechend. Eine wesentliche Überraschung war, daß Blickbewegungshinweisreize – obwohl sie verarbeitet wurden – keinen Prior Entry nach sich ziehen. Über die Gründe, aus denen dieses Paradigma nicht geeignet ist, läßt sich nur spekulieren. Als insgesamt wenig ertragreich erwies sichtrotz ihrer großen zeitlichen Genauigkeit die Analyse ereigniskorrelierter Potentiale.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2013). Attention and the speed of information processing: Posterior entry for unattended stimuli instead of prior entry for attended stimuli. plosONE, 81
Weiß, K., Hilkenmeier, F. & Scharlau, I.
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(2013). Was also ist gleichzeitig? Allgemeinpsychologische Anmerkungen zur Wahrnehmung von Gleichzeitigkeit. In P. Hubmann und T.J. Huss (Hg.) Simultaneität (S. 293-314). Bielefeld: Transcript Verlag
Scharlau, I., & Weiß, K.
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Does attention speed up processing? Decreases and increases of processing rates in visual prior entry. Journal of Vision 2015, 15(3):1, 1–27
Tünnerman, J., Petersen, A., & Scharlau, I.