Project Details
Projekt Print View

a) Ankauf des berühmten Friedlaender-Konvoluts aus dem Briefwerk Theodor Fontanes mit 276 Briefen und Postkarten, sowie 4 Briefen von Emilie Fontane b) Förderung des Ankaufs eines Konvolutes von 56 Briefen Theodor Fontanes an den deutsch-jüdischen Schriftsteller und Sprachphilosophen Fritz Mauthner

Term from 2011 to 2013
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 195872428
 
Final Report Year 2013

Final Report Abstract

Es konnten ein Konvolut mit 276 Briefen Theodor Fontanes an den Schwiedeberger Amtsrichter Georg Friedlaender (1843-1914) aus der Zeit von 1884 bis 1898 sowie ein Konvolut mit 56 Briefen Fontanes an den Sprachphilosophen Fritz Mauthner (1849-1923) aus der Zeit von 1888 bis 1898 erworben werden. Georg Friedlaender gilt als der bedeutendste Korrespondenzpartner des späten Fontane. Er war ein direkter Nachfahre von David Friedlaender (Schüler Moses Mendelssohns). Die Briefe beeindrucken durch ihren oft scharfen gesellschaftskritischen Ton. Das Erscheinen der Ausgabe "Theodor Fontane. Briefe an Friedlaender" im Jahre 1954 löste eine Revision des durch die Briefausgaben der Fontane-Erben (1905, 1910) geprägten Fontane-Bildes aus. Mit ihrer Rezeption ging eine Neubewertung Fontanes auch als Briefschreiber einher und in der Folge entstanden die ersten namhaften Briefausgaben. Fritz Mauthner hatte als einflussreicher Kritiker, erfolgreicher Parodist und Romanautor eine ähnliche Stellung im literarischen Leben Berlins inne wie Fontane. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Zwanglosen Gesellschaft, die im Skandal um "Irrungen Wirrungen" für Fontane eintrat. Mauthners Beiträge zu einer Philosophie der Sprache (1901/02) beeinflussten die jüngere Schriftstellergeneration (Hofmannsthal, Landauer, Morgenstern, Beckett). Seine sprachphilosophischen Arbeiten finden wie das vierbändige Werk "Der Atheismus und seine Geschichte im Abendland" (1920/23) in jüngster Zeit vermehrtes Interesses. Anhand der Briefe kann die Bewertung der Beziehung der Briefpartner ein Korrektiv erfahren. Insgesamt ermöglichen die nunmehr zugänglichen Originalbriefe text- und materialtheoretische sowie editionswissenschaftliche Fragestellungen. Ferner bilden beide Briefkonvolute eine wertvolle Quelle zur Erforschung der deutsch-jüdischen Beziehungen im literarischen und gesellschaftlichen Leben des Kaiserreichs. Die erworbenen Konvolute sind ein zentraler Bestandteil der Briefhinterlassenschaft Fontanes und stellen eine für die Forschung unverzichtbare Ergänzung des im Theodor-Fontane-Archiv aufbewahrten umfangreichen Briefbestandes dar. Die Briefe wurden im elektronischen Katalog des Theodor-Fontane-Archivs erschlossen und, soweit dies erforderlich war, einer konservatorischen Behandlung unterzogen. Im Dezember 2012 wurden sie im Rahmen der Digitalisierung von Neuerwerbungen des Theodor-Fontane-Archivs nach den DFG-Standards digitalisiert. Sie werden derzeit für die elektronische Nutzung mit Metadaten angereichert. Das Theodor-Fontane-Archiv entwickelt derzeit das Konzept für eine sukzessive zu erweiternde Internetpräsentation bedeutender digitialer Bestände, in die die erworbenen Konvolute integriert werden sollen. Es wurde eine „Forschungsstelle Fontanes Briefwerk" eingerichtet, die eine kritische Edition des gesamten Fontaneschen Briefwerks erarbeiten wird. Dabei sollen auch neue Formen des elektronischen Publizierens nach wissenschaftlichen Standards entwickelt und mit der Fachöffentlichkeit diskutiert werden.

 
 

Additional Information

Textvergrößerung und Kontrastanpassung