Die Entstehung öffentlicher Geldmärkte durch individuelle Verträge seit dem 15. Jhdt., räumliche Reichweite, soziale Stellung der Geldgeber
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Zwar zeigt auch der Nürnberger Stadthaushalt im 15. und der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts das bekannte Nebeneinander von Kreditaufnahmen oder Steuererhöhungen bzw. deren restriktivere Eintreibung bei kurzfristig hohem Bargeldbedarf, doch erbrachte die Untersuchung des öffentlichen Nürnberger Rentenmarktes zahlreiche Sonderentwicklungen. Zunächst muss aber erneut konstatiert werden, dass eine Rekonstruktion der städtischen Sozialstruktur quellenbedingt unmöglich ist. Bereits in den späten 1450er Jahren schränkte der Rat den Verkauf von Leibrenten deutlich ein, bevor 1471 der Beschluss erfolgte, alle Rentenleistungen zu erfassen, bevor die Konditionen zugunsten der Stadtkasse verbessert werden sollte. Eine Umsetzung mit reduzierten Zinssätzen lässt sich in der Folge erkennen. Eine weitere Besonderheit bildet das Nebeneinander Relationen nebeneinander, was für eine individuelle Vertragsgestaltung spricht. Wie beispielsweise Köln war auch Nürnberg in der Lage, zumindest mittelfristig die Konditionen zugunsten der Stadtkasse zu beeinflussen. Ebenso lässt sich seit diesen Jahren eine eindeutige Bevorzugung hoher Kreditsummen erkennen, was zumindest die Transaktionskosten senkte. Für die 1490er Jahre lässt sich eine weitere signifikante Modifikation erkennen: Aufgrund der häufigeren, dann fast regelmäßigen Einziehung der direkten Steuern sowie reiner Erhöhung der indirekten Steuern stützte sich die Stadtkasse nunmehr verstärkt auf diese Einnahmequelle, so dass von einem Übergang zu einer auf Steuern beruhenden Finanzpolitik gesprochen werden kann; im Gegenzug verloren Kreditaufnahmen an Bedeutung. Vor allem aber versuchte die zuständige Finanzbehörde, stets aktiv zu agieren, die Bedingungen zu bestimmen, was bis auf wenige Ausnahmen gelang. Auch kurzfristig aufgetürmte Schuldenberge konnten zumeist und bis etwa 1540 mittelfristig wieder weitgehend abgebaut werden. Als wichtigste Rentenerwerber lassen sich zunächst Angehörige der Familien des späteren Patriziats nennen, dann Auswärtige und schließlich weitere vermögende Kaufleute der Stadt. Bei den auswärtigen Rentenbeziehern konnte eine extrem weite räumliche Streuung festgestellt werden, die deutlich über die bekannten Regionalmärkte hinausging. Die Beziehungen in den Westen des Reichsgebiets blieben dagegen gering, anders als die nach Südosteuropa, nach Ostmitteleuropa oder in die Länder des heutigen Österreich.
