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Nachbarschaftsgruppen (tonarigumi) in Japan (1940-1945): Die Mobilisierung des Alltags der Kriegsjahre in vergleichend historisch-sozialwissenschaftlicher Perspektive
Antragsteller
Dr. Maik Hendrik Sprotte
Fachliche Zuordnung
Sozial- und Kulturanthropologie, Außereuropäische Kulturen, Judaistik und Religionswissenschaft
Förderung
Förderung von 2011 bis 2015
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 196351342
Als Beitrag zur (politischen) Alltagsgeschichte Japans sollen die Geschichte, die Organisationsformen, die Aufgaben und Funktionen sowie die Wirkungsgeschichte der japanischen Nachbarschaftsgruppen (tonarigumi) als sozialer Einheit einer Gesellschaft im „Totalen Krieg“ (sōryokusen) zwischen 1940 und 1945 untersucht werden. Das Gewaltphänomen „Krieg“ wird in diesem Kontext nicht modernisierungstheoretisch als Fehlentwicklung einer japanischen Moderne, sondern als Ursache und Antrieb der Konstitution einer modernen japanischen Gesellschaft verstanden. Dem Paradigma der „Modernität des Krieges“ folgend, sollen die Techniken und Strategien zur Mobilisierung aller gesellschaftlichen Kräfte unter den Bedingungen des „Asiatisch-Pazifischen Krieges“ (Ajia Taiheiyō sensō, 1931-1945) im Bereich nachbarschaftlicher Zusammenschlüsse vor dem Hintergrund der funktionalen Ausdifferenzierung moderner arbeitsteiliger Gesellschaften, hier: der japanischen Kriegsgesellschaft, herausgearbeitet werden.Die die Forschung leitende Hypothese ist dabei, dass die Institution der Nachbarschaftsgruppen und die mit ihnen verbundene Einsicht des japanischen Volkes in die Solidarität als Notgemeinschaft insbesondere dann gefordert wurde, als die Defizite der staatlichen Institutionen in der Ausübung ihnen eigener Aufgaben im sich für Japan verschlechternden Verlauf des Krieges zutage traten. Die Verifizierung dieser These würde das bisher verbreitete Bild eines bis unmittelbar zur Niederlage im August 1945 repressiven Staates in Teilen neu konturieren.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen