Generierung handlungsrelevanten Wissens am Beispiel der Entwicklung lokaler Strategien und Maßnahmen gegen den Klimawandel im Bereich der städtischen Verkehrsplanung und des städtischen Verkehrsmanagements
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Trotz des Wissens über mögliche Einflüsse des Verkehrs auf das Erdklima und vor allem des Wissens um Wirkungen bestimmter Maßnahmen der Verkehrsplanung und -entwicklung kommen konkrete lokale Aktivitäten gegen den Klimawandel im Verkehrssektor nur langsam voran. Ziel des Teilprojekts war es, den Einfluss spezifischer lokaler Faktoren auf den verkehrsbezogenen Klimaschutz im städtischen Kontext zu untersuchen und daraus Empfehlungen zur Verbesserung der Effektivität der Aktivitäten in diesem Bereich abzuleiten. Dem Ansatz der Forschergruppe folgend, wurde davon ausgegangen, dass sich solche lokalen Faktoren in spezifischen Wissensbeständen manifestieren, die handlungsleitend für städtische Maßnahmen und Aktivitäten im Verkehrsbereich sind. In einer vergleichenden Fallstudie in den Städten Frankfurt a.M., Stuttgart und München wurden städtische Dokumente analysiert, Interviews mit lokalen Akteuren sowie eine quantitative soziale Netzwerkanalyse durchgeführt. Die Ergebnisse der Untersuchung haben gezeigt, dass vor allem die normative Dimension von Wissen, also ob und in welcher Intensität Maßnahmen als Reaktion auf eine Herausforderung wie den Klimaschutz angemessen sind, eine zentrale Rolle spielen. Es wurde deutlich, dass Klimaschutz als alleinige oder maßgebliche Begründung keine ausreichende Motivation für die Umsetzung von Maßnahmen im lokalen Kontext darstellt. Städte betreiben zwar Klimaschutz im Verkehrsbereich, dieser geht aber kaum über den Status quo hinaus, welcher sich aus Maßnahmen zusammensetzt, die aus anderen Motivationen (z.B. Luftreinhaltung) heraus ergriffen werden. Dies gilt, obwohl weiter gehende Klimaschutzmaßnahmen bekannt und technisch umsetzbar sind und obwohl sich die Städte bewusst sind, dass selbst gesetzte Klimaschutzziele mit dem Status quo nicht erreicht werden. Eine wichtige Ursache für dieses Implementationsproblem liegt neben der Intangibilität des Phänomens Klimawandel und der (noch) fehlenden lokalen Betroffenheit (im Gegensatz zu Problemen wie Lärm oder Luftverschmutzung) in nicht vorhandenen Vorgaben (und ggf. auch damit verbundenen Sanktionen) zum Klimaschutz auf lokaler Ebene, wie es sie z.B. für die Luftqualität gibt. Gerade bei der Luftreinhaltung hat sich gezeigt, dass entsprechende Vorgaben relativ schnell zum Aufbau von problembezogenem Wissen geführt haben, das auch handlungsleitend wirkt. So wurden beispielsweise Maßnahmen zur Luftreinhaltung wie die Umweltzone in den untersuchten Städten z.T. auch mit dem globalen Klimaschutz in Verbindung gebracht, obwohl hier kaum Effekte zu erwarten sind. Voraussetzung für derartige Vorgaben wären funktionierende, maßnahmensensitive Monitoring- und Bilanzierungswerkzeuge für Treibhausgasemissionen, die aber bisher nicht in der erforderlichen Güte zur Verfügung stehen. Ferner wurden Defizite in den Planungsprozessen bei der verkehrsträgerübergreifenden Zusammenarbeit sowie bei der Zusammenarbeit mit Umlandkommunen bzw. der Region festgestellt. Ein Lösungsansatz muss folglich Vorgaben für den rechtlichen Rahmen, für organisatorischinstitutionelle Strukturen sowie für planerisch-technische Werkzeuge und Prozesse integrieren und dabei die Wechselwirkungen zwischen diesen Bestandteilen berücksichtigen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2013): Motivations of Local Climate Protection Measures. Selected Proceedings of the World Conference on Transport Research (WCTR), Rio de Janeiro, Brazil, July 2013
Groer, Stefan/ Boltze, Manfred
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(2014): Analyse der Wirksamkeit von Umweltzonen hinsichtlich Feinstaub- und Stickstoffoxidkonzentrationen. Straßenverkehrstechnik, 58 (4), S. 219-228
Boltze, Manfred/ Jiang, Wei/ Groer, Stefan/ Scheuvens, Dirk