Lokale Strategien zu Klimaschutz und Klimaanpassung in Flächenmanagement und Immobilienwirtschaft
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das Teilprojekt hat den Fokus auf einerseits die bauleitplanerische Integration von Klimaschutz und Klimaanpassung, andererseits auf gebäudewirksame Strategien und Maßnahmen der Städte Frankfurt, Stuttgart und München gelegt. Neben der Feststellung urbaner Varianzen im Handlungsfeld Klimaschutz war insbesondere die kausal-kognitive Wissenswahl der Akteure, was in spezifischen örtlichen Kontexten als sachlich und normativ angemessen in der politischen Entscheidungsfindung gilt, von Interesse. Trotz der unterschiedlichen Herangehensweise in den Bereichen Flächenmanagement und Immobilienwirtschaft lassen sich für die untersuchten Städte stadtspezifische Wissensordnungen erkennen, die vorgeben, welche normativ-kognitiven Legitimationen und welche relevanten Strukturen und Prozesse in der Entscheidungsfindung zu einer für die Stadt effizienten Strategie und den dazugehörigen Maßnahmen gehören. In Frankfurt ist diese Wissensordnung geprägt von einem investorenfreundlichen Klima, sodass keine restriktiven Einschnitte durch Bebauungspläne vorgegeben werden, sondern eher Einzelfallentscheidungen zustande kommen. Durch den begrenzten Einsatz der verbindlichen Instrumente können langwierige Planungsprozesse vermieden werden. So kann die Stadt zielführender und flexibler auf Eigentümer und Investoren eingehen, ohne dass im Vorfeld einer Baugenehmigung Limitationen oder Auflagen aus einem Bebauungsplan zu berücksichtigen wären. Dies bedeutet auch, dass auf die Möglichkeiten dieses Instruments gegen den Klimawandel verzichtet wird und zwingende Festsetzungen ausbleiben. Zudem wird mit dem verfolgten Passivhaus-Standard eine Maßnahme ergriffen, die zwar ein hohes Maß an Energieeffizienz setzt, zeitgleich aber auch eine hohe Gewinnmarge aus Investorensicht bietet. Durch wesentlich höheren Anteil an Bebauungsplänen unterstreicht München seinen Anspruch der räumlichen Steuerung und nimmt verstärkt die Möglichkeit klimatische Belange verbindlich zu regeln, wahr. Dabei drehen sich in München die Diskurse im Bereich Flächenmanagement und Immobilienwirtschaft vor allem um eine sozialverträgliche Lösung im Klimaschutz, indem der Bedarf an Wohnraum und bezahlbaren Mieten weitaus wichtiger erklingt als ein Maximum an erreichbarer Energieeffizienz. Diese Nutzerperspektive wird durch die Sozialgerechte Bodennutzung im Landmanagement unterstrichen und durch städtebauliche Verträge abgesichert. Dadurch können Eigentümer und Investoren zur Herstellung bestimmter Wohn und Umfeldqualitäten zugunsten der Nutzer einbezogen werden. Der routinierte Ablauf führt dabei zu weniger Einzelfallentscheidungen und steuert räumliche Entwicklungen für alle Beteiligten gleichermaßen. Noch intensiver regelt Stuttgart die Bauleitplanung in Zusammenspiel mit übergeordneten Instrumenten. Durch die Formulierung von Mindestqualitäten und Nutzungsbeschränkungen ergeben sich restriktive Anforderungen an die Planung, die einen erhöhten Begründungsaufwand erfordern, will man diese aussetzen. Das bedeutet, dass Baurechte entzogen oder zumindest eingeschränkt werden, was auch aus klimatischen Motivationen geschieht. Insgesamt bildet in Stuttgart die lokale Gegebenheit (Kessellage) den Treiber für Anstrengungen im Bereich des Klimaschutzes, prägt die Diskussion und ist ausschlaggebend für Aktivitäten im Flächenmanagement. Zudem ist in Stuttgart festzustellen, dass der Klimaschutz im Gebäudesektor zur Stärkung des Handwerks und der Wirtschaft gesehen wird. Dementsprechend ist Stuttgart produzentenorientiert einzustufen. Abschließend kann festgehalten werden, dass in den Fallstudien das analysierte Wissen zur Legitimierung den Strategien und Maßnahmen entsprach, einer spezifischen Wissensordnung folgte und so einen Beitrag zur Erklärung der Unterschiede in den Policy Outcomes leistet.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Energetische Gebäudesanierung in Deutschland Studie Teil II: Prognose der Kosten alternativer Sanierungsfahrpläne und Analyse der finanziellen Belastung für Eigentümer und Mieter bis 2050. In: Pfnür, A. (Hrsg.), Arbeitspapiere zur immobilienwirtschaftlichen Forschung und Praxis, Band Nr. 28, August 2013, S. 3-202
Pfnür, A./Müller, N.