Städtewettbewerb, Städtenetze und lokales Politiklernen im Klimawandel
Final Report Abstract
Das Projekt zielte darauf ab, die Bedeutung überlokaler horizontaler Interaktionsstrukturen für das Politiklernen von Städten und deren Innovationsfähigkeit zu untersuchen. Das Projekt war Teil der DFG-Forschergruppe „Lokale Generierung handlungsrelevanten Wissens am Beispiel lokaler Strategien und Maßnahmen gegen den Klimawandel“ an der TU Darmstadt. Dabei wurden vergleichende Fallstudien zur Klimapolitik der Städte Frankfurt, München und Stuttgart durchgeführt. Die Projektarbeit beruhte im Schwerpunkt auf der Analyse qualitativer Daten. Dabei wurde auf die Methoden der Dokumentenanalyse und des qualitativen (Experten-)Interviews zurückgegriffen. Die Daten wurden kooperativ in der Forschergruppe erhoben, jedoch projektbezogen mithilfe der Software MAXQDA ausgewertet. Ergänzt wurde die Untersuchung durch einen Fragebogen zu den Außenkontakten der Städte, der an relevante Akteure in der Klimapolitik verschickt wurde. Um den Vergleich der Städte zu ermöglichen wurde in einem ersten Untersuchungsschritt das Konzept des „überlokalen Handlungsraumes“ entwickelt. Auf dessen Grundlage konnten Aktivitäten der Städte und Handlungsorientierungen der interviewten Akteure typologisch geordnet werden. Trotz großer Ähnlichkeiten der Rahmenbedingungen in den drei Untersuchungsstädten, wurden so Unterschiede herausgearbeitet. Zum einen konnte gezeigt werden, dass Orientierungen zu überlokalem Handeln durch die Wissensordnung der jeweiligen Stadt geprägt werden. Gleichermaßen wurde deutlich, inwieweit die Aneignung des überlokalen Handlungsraumes durch lokale Akteure zu den Mechanismen der Stabilisierung und Veränderung von Wissensordnungen beiträgt. Es konnte auch herausgearbeitet werden, dass die strategische Nutzung des überlokalen Handlungsraumes nicht nur zwischen Städten variiert, sondern auch zwischen unterschiedlichen Akteursgruppen. In unserem Fall lagen die Hauptaktivitäten insbesondere bei den Verwaltungsakteuren. Diese nutzen Städtenetzwerke als „epistemic communities“, in denen über den gegenseitigen Austausch Lernen stattfindet. Der Einfluss von „best practice“ auf konkrete Maßnahmen vollzieht sich allerdings immer unter spezifischen lokalen Diskursbedingungen, seien diese nun institutionell oder sozialräumlich begründet. Innerhalb der Städte trägt überlokales Handeln insbesondere zur Absicherung und Rechtfertigung von Klimapolitik bei und wird so von den administrativen Akteuren auch instrumentell eingesetzt. Als wichtige Bedingungen der Wirksamkeit horizontaler Interaktionsstrukturen konnten, im Rahmen der oben genannten diskursprägenden Faktoren, die verwaltungsinternen Organisationsstrukturen und zentrale Einzelakteure ausgemacht werden. Während erstere die Nutzung des überlokalen Handlungsraumes ermöglichen (oder erschweren), vermitteln letztere als „Broker“ zwischen der überlokalen Ebene und der Stadtpolitik.
Publications
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(2012), “Yardstick competition and policy learning in multi-level systems”, Regional & Federal Studies, Jg. 22 (3), S. 251267
Benz, Arthur
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(2014), “Akteursorientierungen im überlokalen Handlungsraum. Herausforderungen und Chancen lokaler Klimapolitik im Mehrebenensystem“, der moderne staat, Jg. 7 (2), S. 269-287
Kemmerzell, Jörg/Tews, Anne
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2015), “The translocal dimension of local climate policy. Sustaining and transforming local knowledge orders through translocal action”, Urban Research & Practice
Benz, Arthur/Kemmerzell, Jörg/Knodt, Michèle/Tews, Anne