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Chinesenviertel in westeuropäischen Hafenstädten: London, Rotterdam, Hamburg. Eine transnationale Migrations- und Wahrnehmungsgeschichte, 1900-1950

Antragsteller Professor Dr. Axel Schildt (†)
Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2006 bis 2008
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 19719710
 
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden in den Hafenstädten London, Rotterdam und Hamburg kleine Chinesenviertel in der Nähe der Hafenanlagen. Die Voraussetzung dafür waren die vielen tausend chinesische Seeleute aus den südchinesischen Provinzen Guangdong und Zhejiang, die als Heizer und Kohlenzieher auf europäischen Handelschiffen arbeiteten. Ein Teil von ihnen ließ sich nach mehrjähriger Beschäftigung in den genannten großen nordwesteuropäischen Hafenstädten nieder, eröffnete eine Gaststätte oder Wäscherei und lebte vom Betrieb des Hafens. Zwischen europäischen Hafenstädten und südchinesischen Herkunftsorten entstand entlang familiärer und persönlicher Kontakte ein Netzwerk der chinesischen Migranten, das in der europäischen Umgebung eine Arbeit und Unterkunft garantierte. Trotz der bescheidenen Dimensionen von jeweils einigen hundert Personen lehnten die lokalen und staatlichen Behörden die chinesische Präsenz vehement ab. Chinesische Männer galten als Personifikation des unerwünschten Ausländers, des kulturellen und ¿rassisch¿ Fremden. Dies war auch der Grund weshalb die Chinesenviertel von der einheimischen Bevölkerung misstrauisch beobachtet wurden, nicht zuletzt weil den chinesischen Kreisen organisierte Kriminalität zugeschrieben wurde. Das Forschungsprojekt soll zum einen die transnationale Migrationsgeschichte chinesischer Seeleute und Männer in Westeuropa untersuchen. Die maritimen Wege und Mechanismen der Wanderungen sollen rekonstruiert und lokale und nationale Unterschiede in den verschiedenen Hafenstädten herausgearbeitet werden. Zum anderen ist die Wahrnehmung der chinesischen Migranten durch die jeweilige einheimische Stadtbevölkerung ein zentrales Thema. Anhand der Reaktionen gegenüber den Chinesen gilt es, das Spannungsfeld zwischen dem Fremden und dem Eigenen großstädtischer Gesellschaften in Europa in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu analysieren. Die erste Hälfte des Untersuchungszeitraums bietet sich an, da um 1900 die chinesische Migration nach Europa zunahm und die Chinesenviertel nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nicht mehr existierten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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