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Region, Nation and Beyond. An Interdisciplinary and Transcultural Reconceptualization of Ukraine

Fachliche Zuordnung Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung Förderung von 2011 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 198313940
 
Erstellungsjahr 2016

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion hat die Ukraine infolge des wechselhaften und kontroversen politischen Geschehens und aufgrund ihrer komplexen kulturellen Dynamik ein gesteigertes Forschungsinteresse auf sich gezogen. Der Begriff „Ukraine“ selbst bedurfte der Klärung: Bezieht er sich auf ein geographisches Territorium, auf einen Staat, auf eine Nation oder eine Kultur? Die inkongruenten und sich dabei gleichzeitig überschneidenden Aspekte des Begriffs „Ukraine“ verboten jeglichen monodisziplinären Ansatz bei der Beschreibung nations- und kulturbildender Diskurse. Das nun abgeschlossene Projekt „Region, Nation and Beyond. An Interdisciplinary and Transcultural Reconceptualization of Ukraine“ zeichnete sich durch einen interdisziplinären und transkulturellen Ansatz aus, der sämtliche simplifizierenden Konzeptualisierungen hinterfragte. Es herrscht Einigkeit darüber, dass in der Ukraine den Regionen besondere Bedeutung zukommt. Dennoch war bislang nur wenig bekannt über die diskursiven Formen des ukrainischen Regionalismus und seinen Zusammenhang mit übergeordneten Transformationsprozessen. Das Projekt ging von der Hypothese aus, dass unterschiedliche regionale Identifikationsmuster in verschiedenen sozialen und kulturellen Bereichen keine Karte mit klar definierten Grenzen bilden, sondern sich vielmehr überschneiden bzw. als eine Art Archipel beschrieben werden können. Fünf Unterprojekte in den Bereichen Wirtschaft, Geschichte, Literatur, Sprache und Religion sollten dazu beitragen, eine politische Entität besser zu verstehen, die erst vor kurzem Staatlichkeit erlangte und ihre kulturelle Identität immer noch nur mühsam artikulieren kann. Der gemeinsame Nenner dieser Unterprojekte war ihre Fokussierung auf den Regionalismus. Das eigentliche Ziel des Projektes war es, die Dominanz eines nationalstaatlichen Paradigmas in der Analyse des Phänomens Ukraine durch die Untersuchung der dynamischen Wechselbeziehungen zwischen nationalen und regionalen Transformationsprozessen in Frage zu stellen. Das Projekt hat gezeigt, dass die Ukraine am besten durch ihre Regionen verstanden werden kann und dass die verschiedenen Regionen dabei nicht von der Nation getrennt betrachtet werden dürfen. Das Projekt rekonzeptualisierte die Ukraine als nicht fest umrissenes Konstrukt, in dem sich unterschiedliche Diskurse überschneiden, aufeinander treffen und möglicherweise verschmelzen. Es ist in dem Projekt gelungen, das Konzept der Nation als Entität, die unumstößlich definiert ist durch traditionelle politische Grenzen und kulturelle, ökonomische, historische oder religiöse Stereotype, erheblich zu erweitern.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2012), Die ukrainische Sprache in den modernen Massenmedien der Ukraine. Regionale Differenzierung der Attitüden, in Danylenko, Andrii/Vakulenko, Serhii (ed.), Studien zu Sprache, Literatur und Kultur bei den Slaven. Sagner: München, 252-273
    Besters-Dilger, Juliane
  • (2012), Poltava 2009: Deimperializing an Imperial Site of Memory, in Harvard Ukrainian Studies, 31(1-4), 657-677
    Hausmann, Guido
  • (2013), Berge und Jahrhunderte. Nikola Šuhaj und die literarische Polyglossie, in Kratochvil, Alexander, Makarska, Renata, Schwitin, Katharina, Werberger, Annette (eds.), Kulturgrenzen in postimperialen Räumen. Bosnien und Westukraine als transkulturelle Regionen, transcript Verlag: Bielefeld, 165-186
    Kratochvil, Alexander
  • (2013), Kulturgrenzen in postimperialen Räumen. Bosnien und die Westukraine als transkulturelle Regionen, transcript Verlag: Bielefeld
    Kratochvil, Alexander, Makarska, Renata, Schwitin, Katharina, Werberger, Annette (ed.)
  • (2013), Prüfstein der europäischen Sprachenpolitik – die Ukraine, in Europa Ethnica, 2013(1), 23-31
    Besters-Dilger, Juliane
  • (2013), Václav Havel und Viktor Juščenko – zwei entzauberte europäische Hoffnungsträger? In Holtz, Britta, Marggraff, Ute (eds.), Herrscherlob und Herrscherkritik in den slawischen Literaturen. Festschrift für Ulrike Jekutsch zum 60. Geburtstag. Otto Harrasowitz: München, 295-316
    Wöll, Alexander
  • (2014), Der Gebrauch der Geschichte. Ukraine 2014: Ideologie vs. Historiographie, in Osteuropa, 64 (9-10), 35-50
    Hausmann, Guido, Penter, Tanja
  • The writers and the Maidan, in Euxeinos. Governance and Culture in the Black Sea Region, 2014(1), 32-36
    Kratochvil, Alexander
  • (2015), Das Kriegsende als Topos literarischer Erinnerungen, in Nagy, Hajnalka, Wintersteiner, Werner (eds.), Erinnern - Erzählen - Europa, Studien Verlag: Innsbruck, 121-137
    Kratochvil, Alexander
  • (2015), Ein vermisster Großvater, ein Tango und ein Museum. Erinnern und Vergessen des Zweiten Weltkriegs und der Shoah in der ukrainischen Gegenwartsliteratur (Larysa Denysenko, Jurij Vynnyčuk, Oksana Zabužko), in Zeitschrift für Slawistik, 60(2), 164-183
    Kratochvil, Alexander
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1515/slaw-2015-0015)
  • (2015), Postmodern History/Postmodern Stories, in Harvard Ukrainian Studies, 32-33, 497-510
    Kratochvil, Alexander
  • (2016), Osteuropäische Rechtskultur. Studien zu Literatur und Recht in Russland und der Ukraine von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart, Wilhelm Fink Verlag: Paderborn
    Sproede, Alfred, Schomacher, Georg, Zabirko, Oleksandr
 
 

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