Altes Testament
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Als Heisenberg-Stipendiat konnten einige Arbeiten in Fortführung bisheriger Forschungsschwerpunkte durchgeführt, fertiggestellt und der Veröffentlichung zugeführt werden. Zudem konnte ein neues Forschungsprojekt begonnen werden. An Forschungsarbeiten wurden zunächst einige Arbeiten im Bereich der Entstehung und Theologie des Pentateuch durchgeführt. So wurde eine Studie zur Theologie der nichtpriesterlichen Sintfluterzählung fertiggestellt, in der insbesondere die Rezeption polytheistischer Traditionen in dieser Erzählung behandelt und einer neuen Erklärung zugeführt wird. Sodann wurde eine Arbeit zur Entstehung und Rezeption der Josefgeschichte vorgelegt, in der die auf den unterschiedlichen Entstehungsstufen erkennbare Sicht auf das Leben in einem fremden Land, in der Diaspora, dargestellt wird und in der die Aufnahme dieser verschiedenen Sichtweisen in der frühjüdischen Literatur herausgestellt wird. In zwei weiteren Arbeiten wurde schließlich dem politischen Konzept der priesterlichen Passagen des Pentateuch nachgegangen, die von der Vorstellung einer Weltordnung, nach der die einzelnen Völker in ihren je eigenen Ländern leben, bestimmt sind, einer Vorstellung, deren Wurzeln in der persischen Reichsideologie zu suchen ist. Neben diesen Einzelstudien wurde sodann ein neues Projekt zur Theologie der Klagepsalmen vor dem Hintergrund ihrer altorientalischen Parallelen begonnen. Dieses Forschungsprojekt geht insbesondere der viel diskutierten Frage nach, wie das die Klagepsalmen bestimmende Nebeneinander von Klage/Bitte einerseits, Vertrauens- und Lobäußerungen andererseits zu verstehen ist. Dabei ließ sich die in Vorarbeiten bereits vorgetragene These bestätigen und präzisieren, dass das Nebeneinander von Klage und Lob so zu verstehen ist, dass mit den als Gebetsformularen anzusehenden Klagepsalmen gleichermaßen die Klage über und an den Gott, der die Not des Beters verursacht hat, ermöglicht wird, und zugleich neues Vertrauen, in den selben Gott, der allein die Not wenden kann, geschaffen werden soll. Hintergrund dieses spannungsreichen Nebeneinanders ist das – im Vergleich mit den altorientalischen Parallelen klar erkennbare – Faktum, dass nach dem alttestamentlichen, an nur einer Gottheit orientierten Gottesbild ja ein und derselbe Gott, der als Verursacher der Not angesehen wird, zugleich auch der Gott ist, von dem allein Rettung erhofft werden kann. Eben dieser theologischen Paradoxie wird in den Klagepsalmen mit dem spannungsvollen Nebeneinander von Klage- und Lobäußerungen begegnet.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Der eine Gott und die gefährdete Schöpfung. Zur Rezeption polytheistischer Vorstellungen in der biblischen Sintfluterzählung. In: Christoph Schwöbel (Hg.), Gott, Götter, Götzen. XIV. Europäischer Kongress für Theologie, VWGTh 38, Leipzig 2013, 320-336
Wöhrle, Jakob
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Joseph in Egypt. Living under Foreign Rule according to the Joseph Story and its Early Intra- and Extra-Biblical Reception. In: Rainer Albertz / Jakob Wöhrle (Hg.), Between Cooperation and Hostility. Multiple Identities in Ancient Judaism and the Interaction with Foreign Powers, Journal of Ancient Judaism. Supplements 11, Göttingen 2013, 53-72
Wöhrle, Jakob
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Frieden durch Trennung. Die priesterliche Darstellung des Exodus und die persische Reichsideologie. S: 87-111, in: Reinhard Achenbach / Ruth Ebach / Jakob Wöhrle (Hg.), Wege der Freiheit. Zur Entstehung und Theologie des Exodusbuches. Die Beiträge eines Symposions zum 70. Geburtstag von Rainer Albertz. Theologischer Verlag Zürich, 2014. (AThANT, 104) 978-3-290-17768-3
Wöhrle, Jakob
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Abraham amidst the Nations. The Priestly Concept of Covenant and the Persian Imperial Ideology. S: 23-40, in: Richard J. Bautch / Gary Knoppers (Hg.), Covenant in the Persian Period: From Genesis to Chronicles, Winona Lake, Eisenbrauns, 2015. ISBN 978-1-57506-356-0
Wöhrle, Jakob