Online-Urkundenedition des Stiftsarchivs der Reichsabtei Hersfeld (775 - 1743) im Staatsarchiv Marburg
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Ziel war die Bereitstellung eines Findmittels für den 2432 Stücke umfassenden Urkundenbestand des Stiftsarchivs Hersfeld mit einer Laufzeit von 775 bis 1743. Zu jedem Einzelstück sollte ein Regest verfasst, in die Online-Datenbank der hessischen Staatsarchive HADIS eingestellt und mit digitalen Reproduktionen von hoher Qualität verknüpft werden (300 dpi; Vorder-, Rückseite, separate Siegelaufnahmen). Die Erschließungsarbeiten wurden planmäßig und fristgerecht abgeschlossen. Als gedrucktes Recherchehilfsmittel erscheint 2013 ein systematischer Index der Ortsund Personennamen mit weiteren Informationsangeboten eines herkömmlichen Findbuchs (Einführung in die Geschichte der Abtei und des Archivbestandes, Arbeitsbericht, Literatur- und Quellenverzeichnis). Die Vernetzung mit einschlägigen Internetplattformen wurde in die Wege geleitet: Die Regesten der mittelalterlichen Kaiserund Königsurkunden wurden mit den digitalen Regesta Imperii (www.regestaimperii.de) verlinkt; erste Schritte zur Einbettung in www.monasterium.net, sodann in die Deutsche Digitale Bibliothek und Europeana sind erfolgt, desgleichen für die beiden restauratorisch behandelten und digitalisierten Papyrusurkunden in dem Fachportal www.papyrusportal.de. Das Projekt macht den hohen Stellenwert des Urkundenbestandes für die Erforschung der Geschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit sichtbar. Teile des Bestandes, namentlich ab dem Spätmittelalter, mussten bisher als weitgehend unbekannt gelten. Die online zugänglichen Regesten mit den dazugehörigen Digitalisaten bieten der Forschung einen komfortablen Zugang entlang nahezu aller Urkundentypen, so dass sich nun zahlreiche hilfswissenschaftliche, landesgeschichtliche und sonstige historisch-vergleichend ausgerichtete Fragestellungen vom frühen Mittelalter bis in die Frühe Neuzeit bearbeiten lassen. Zumal in Verbindung mit den ebenfalls online verfügbaren Urkunden der Reichsabtei Fulda ergeben sich nun zahlreiche Untersuchungsmöglichkeiten zur Diplomatik, z.B. zur Entwicklung der Papst- und Kaiserurkunden, zur Paläographie sowie zur Sphragistik. Besondere Aufmerksamkeit verdienen die zahlreichen Ablässe von Kardinallegaten und Mainzer Erzbischöfen, darunter einige illuminierte Exemplare, oder die 80 Notariatsinstrumente mit gezeichneten Signeten des 13. bis zu Signetstempeln des 16. Jahrhunderts. Die Besitz- und Güterentwicklung des Klosters lässt sich unter mannigfaltigen ortsund landesgeschichtlichen Fragestellungen umfassend und bis ins Detail recherchieren. Es zeigt sich, dass viele hessische und thüringischen Adelsfamilien außer mit Hersfeld oft auch in enger Verbindung mit der Reichsabtei Fulda standen. Rund 380 Lehnsurkunden erlauben differenzierte Rückschlüsse auf die Entwicklung des Hersfelder Lehnswesens im nordhessischen und thüringischen Raum. Das Urkundenmaterial wartet ferner mit vielen Belegen für die bisher kaum erforschte Entstehung und frühe Entwicklung der Landstände auf. Einen Blick auf die inneren Verhältnisse der Klosterorganisation bieten Visitationsanordnungen des 13. oder Mönchsgelübde des 15. Jahrhunderts, aber auch Schenkungen, Testamente, Pfründ- und Altarstiftungen sowie Pfründverleihungen, v.a. von dem Kloster Hersfeld gehörenden Pfarrkirchen. Für die Frühneuzeitforschung relevant ist der Aspekt des Ausbaus Hersfelds zur fürstäbtlichen Residenz, der bisher wegen der nur wenigen überlieferten Akten des Klosters kaum möglich war.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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DFG bewilligt Online-Erschließung der Hersfelder Urkunden im Staatsarchiv Marburg, in: Archivnachrichten aus Hessen 11/1 (2011), S. 48
Roberg, Francesco
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„Erschließung, Digitalisierung und Vernetzung der Urkundenbestände des Hessischen Staatsarchivs Marburg“. Internationalen Tagung „Das virtuelle Archiv des deutschen Ordens“, 11./12.4.2013 am Staatsarchiv Ludwigsburg
Roberg, Francesco