Beschreibung der !Xun-Sprache (Grammatik, Wörterbuch und Texte)
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das vorliegende Forschungsprojekt konnte erfolgreich durchgeführt und weitgehend abgeschlossen werden. Die Dokumentation des !Xun (ehemals Nord-Khoisan, jetzt !Xun oder Ju) ist durch dieses Projekt entscheidend verbessert worden. In den insgesamt acht Monaten der Feldforschung in Namibia sind umfangreiche Daten erhoben worden, insbesondere unter Berücksichtigung der folgenden Schwerpunkte: Erstens Dialektforschung, zweitens Vertiefung der Beschreibung des W2-Dialektes von Ekoka. Für die vergleichende Dialektforschung sind hauptsächlich die !Xun Sprecher aufgesucht worden, deren Dialekt noch wenig erforscht war. Dies gilt insbesondere ftir die große Gruppe der E2-Sprecher in Gobabis. Auf der Grundlage der bisherigen Veröffentlichungen zu den verschiedenen !Xun-Dialekten und den eigens gesammelten Daten konnte eine Vergleichende Grammatik des !Xun weitgehend fertig gestellt werden (König & Heine 2008a). Letztere gewährt einen typologischen Überblick über die Dialekte. Anhand struktureller Eigenheiten bzw. Gemeinsamkeiten wird ein Profil der Dialekte erstellt, das Einblicke in ihre Verschiedenheiten und Übereinstimmungen gibt. Ein Ergebnis dieser Forschung ist die Aufteilung des !Xun in die drei Hauptzweige Nordwest-, Südost- und Zentral-!Xun. Für das Zentral-!Xun konnten aufgrund der wenigen Sprecher leider kaum Daten erhoben werden. Auf der Basis der bishengen Veröffentlichungen zum W2-Dialekt und den neu erhobenen Daten (insb. einer reichen Textsammlung), konnte eine Grammatik dieses !Xun-Dialektes erstellt werden. Eine Textsammlung narrativer Texte und elizitierte Beispiele dienen als Grundlage fur die Grammatik. Eine Veröffentlichung dieses Manuskriptes ist für 2009 geplant. Im Gegensatz zur vergleichenden Grammatik werden in der Beschreibung des W2- Dialektes vertiefte Zusammenhänge der Grammatik dargelegt. Das !Xun zeigt typologisch einige Besonderheiten, wie z.B. die Seriellen Verbkonstruktionen, ein fast obligatorischer Topikmarker, Eigenheiten des Lexikons, deren Darlegung in der Grammatik besondere Aufmerksamkeit findet. Die Auseinandersetzung mit dem !Xun hat die typologische Diskussion befruchtet. Im Bereich der ditransitiven Verben scheint das !Xun aus einer weltweiten Perspektive eine gewisse Ausnahme darzustellen, insofern als es keine ditransitiven Verben hat. Die Ergebnisse zum !Xun können die Forschung in anderen Bereichen des Khoisan befruchten. Ehemals als Südkhoisan klassifizierte Sprachen (heute !Ui, oder Taa genamit) zeigen typologisch viele Gemeinsamkeiten zum !Xun (s. Heine & König im Druck). In Namibia selbst ist der Zeitpunkt der Forschung zum !Xun auf große Resonanz gestoßen. Weil in Namibia zwei Dialekte des !Xun zu Schulsprachen ausgebaut werden (eine südwestliche Variante auf der Basis des Jul'hoan (El-Dialekt) und eine auf der Basis des W2- Dialektes, kann das hier erstellte Material direkt für den Ausbau der Sprache genutzt werden. Innerhalb der zwei Jahre war es mir (in Zusammenarbeit mit Bemd Heine) möglich, ein Wörterbuch der nordwestlichen !Xun Dialekte zu erarbeiten (s. König & Heine 2008a). Damit ist das !Xun in Hinblick aufdie lexikalische Dokumentation nun relativ gut erfasst, flir die Südostdialekte lag bereits ein Wörterbuch von Patrick Dickens (1994) zum Jul'hoan vor. Nach Beendigung der noch ausstehenden Buchpublikationen in der nahen Zukunft wird das !Xun - gemessen an afrikanischen Standards im Bereich der Dokumentation von Minderheitensprachen — recht gut dokumentiert sein. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass das vorliegende Projekt in zweifacher Hinsicht zur Erforschung der als genetisch isoliert geltenden !Xun-Sprache beigetragen hat: Zum einen hat es zur grammatischen und lexikalischen Beschreibung sowie zur Erhebung einer Textsammlung eines bisher wenig bekannten Dialekts geftihrt (König 2008; König & Heine 2008a); zum anderen hat es zu einer auf Daten aus 11 Dialekten beruhenden vergleichenden Dialekt-Analyse geftihrt (König & Heine 2008b). Lagen durch die Arbeiten von Jan Snyman (1979; 1997) bereits vergleichende Arbeiten zur Phonetik und zum Lexikon vor, so gab es bisher keinerlei Vergleichung zu den Dialekten dieser Sprache. (Die erwähnten Publikationen bzw. Manuskripte sind diesem Bericht beigefügt).
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- König, Christa & Bernd Heine 2008. A concise dictionary of ^Northwestern IXun. (Quellen zur Khoisanforschung, 21). Köln: Rüdiger Koppe Verlag.
- König, Christa & Bernd Heine 2008. The !Xun language. A dialect grammar. (Manuskript 316 Seiten).