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Mit Individualität rechnen. Karriere als Organisationsproblem

Fachliche Zuordnung Soziologische Theorie
Förderung Förderung von 2011 bis 2012
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 200899336
 
Der Text nimmt eine konzeptionelle Neufassung des Individualitätsproblems in Hinblick auf formalorganisierte Kommunikation vor. Er weicht dazu von der klassisch-soziologischen Unterscheidung von Individuum und Gesellschaft ab, um fragen zu können, wie – d.h. durch welchen sozialen Beobachter – Individualität sozial konstruiert wird.Die Argumentation prüft die Hypothese, dass es sich bei diesem Beobachter um die formale Organisation handelt. Für das 17. bis ins frühe 20. Jahrhundert heißt ›formale Organisation‹: Mitgliedschaft und Bürokratie; seither (und beginnend bereits im 19. Jahrhundert mit der Erfindung des Computers) heißt es überdies: Netzwerk. Es gilt also, die Genese moderner Individualität als Produkt der formalen Organisation problematisierend darzulegen, historisch nachzuweisen und den Übergang von der bürokratisierten Industrie- zur Netzwerkgesellschaft zu beschreiben. Es gilt überdies, die in den letzten Jahren außerordentlich reichen Forschungserträge der Kulturwissenschaften für die Soziologie fruchtbar zu machen und zugleich an die disziplinäre Expertise der Soziologie für das Individualitätsproblem zu erinnern. Dies leistet der Text in je mehreren historischen und in soziologisch- theoretischen Kapiteln, gerahmt durch eine problematisierende, formtheoretische Konzeptualisierung der Differenz Individuum/Organisation in der Einleitung und eine Reproblematisierung des formtheoretischen Konzepts in der Zusammenfassung.Die im Ergebnis bestätigte These lautet: Von Individualität zu sprechen, heißt, die organisationale Referenz an- oder zumindest mitzuführen. Denn das Individuum ist der Versuch einer ständischen Sozialordnung, sich auf ihr elementares, basales Ereignis zurückzuführen und sich als Rearrangement dieser elementaren Ereignisse neu zu ordnen. Dieser Versuch aber heißt spätestens seit Leibniz und bis heute: Organisation. Es gehört zu den erstaunlichsten Effekten dieses Versuchs, dass er mittels einer extremen Abkühlung des Individualitätsbegriffs eine derartige Hochschätzung dessen erreichen konnte, was der Begriff der Individualität bezeichnet: den besonderen Einzelmenschen.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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