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Wadi Abu Dom Itinerary (W.A.D.I.) - Ein archäologischer Survey in der Bayuda-Wüste in Nordsudan

Fachliche Zuordnung Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Förderung Förderung von 2011 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 201080789
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Wadi Abu Dom ist eines der längsten Täler in der Wüste Bayuda im Nordsudan und galt als Verbindungsweg zwischen der sakralen Hauptstadt Napata und dem administrativen Sitz der Könige des Reiches von Kusch (8. Jh. v. Chr. – 4. Jh. n. Chr.) in Meroe. Die Ausgangsfrage des Projektes war daher die Feststellung dieser Route sowie die Landnutzung in diesem wüstenhaften Gebiet in der Antike. Zwischen 2009 und 2016 wurde ein intensiver archäologischer Survey durchgeführt, bei dem wir die Ufer des Wadis über ca. 150 km mittels Fußbegehung und Fernerkundung unter-suchten und insgesamt 8376 archäologische Plätze kartierten. Dabei wurden Werkplätze ebenso aufgenommen wie Friedhöfe, Siedlungsplätze und größere Bauten. In zeitlicher Hin-sicht bewegen sich die aufgenommenen Orte vom Paläolithikum bis in die islamische Funj-Zeit, wobei die Epochen des Neolithikums, der lokalen Variante der Kerma-Zeit (2. Jt. v. Chr.), die spät- und postmeroitische Periode (erste Hälfte 1. Jt. n. Chr.) und das christliche Mittelalter (zweite Hälfte 1. Jt. n. Chr.) vorherrschend sind. Erstaunlich ist, dass trotz der Situation, dass das untere Wadi Abu Dom das direkte Hinterland des napatanisch-meroitischen Zentrums um den Jebel Barkal (Napata) darstellt, die Oberflächenbefunde im Wadi Abu Dom kaum Spuren dieser Zeitstufen aufweisen. Diese Beobachtung führt zur Frage des Verhältnisses zwischen der Wüste und ihrer Bewohner einerseits und den Niltalkulturen andererseits. Aufgrund der natürlichen Landschaftsverhältnisse und der archäologischen Hinterlassenschaften kann das Wadi Abu Dom in drei große Abschnitte unterteilt werden: Das untere Wadi Abu Dom, dominiert von Mikro-Oasen mit bewässerten Feldern und groß angelegter Architektur; der mittlere Teil mit großen Tumulusgräbern und mehreren Steinkistenfriedhöfen sowie Zeugnissen nomadisierender Lebensweise; und das obere Wadi mit einer allgemein abnehmenden Dichte an archäologischen Stätten, aber mit einer überraschenden Menge an mittelalterlichen Hinterlassenschaften. Vor allem im unteren Wadi war eine eher strenge Trennung zwischen "Land zum Leben" mit Bewässerungslandwirtschaft und "Land zum Reisen" mit Wegen und Spuren von nur kurzzeitiger Anwesenheit zu beobachten. Die meisten dieser Kommunikationswege weisen jedoch auf kleinräumige Mobilitätsmuster hin. Deutliche Spuren des weiträumigen Karawanenhandels sind im archäologischen Befund nicht ersichtlich. Das Fehlen von eindeutig identifizierbarem napatanischem oder meroitischem Material sowie von weiträumigen Handelsrouten wirft daher die Frage nach der Integration der Wadi Abu Dom-Region in den kuschitischen Staat auf und lässt die Idee der Existenz eines mehr oder weniger unabhängigen kulturellen Komplexes innerhalb der Bayuda aufkommen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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