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Ein XML-basiertes Informationssystem der altokzitanischen Medizinterminologie

Fachliche Zuordnung Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Angewandte Sprachwissenschaften, Computerlinguistik
Förderung Förderung von 2011 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 201478696
 
Erstellungsjahr 2024

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die große Bedeutung Südfrankreichs als Zentrum der Medizin im Hoch- und Spätmittelalter ist nicht nur den Medizinerschulen von Toulouse und Montpellier geschuldet, sondern auch jüdischen Ärzten und Wissenschaftlern. Neben den gelehrten Sprachen Latein und Hebräisch wurde sehr früh auch die romanische Sprache Südfrankreichs, das Okzitanische, in Medizintexten verwendet. Ziel des Projekts war die Erstellung einer digitalen lexikographischen Datenbank (DiTMAO: Dictionnaire des termes médico-botaniques de l‘ancien occitan), die den altokzitanischen medizinischen Fachwortschatz erstmalig erschließt. Eine besondere Innovation ist, dass das zugrundeliegende Textkorpus neben altokzitanischen Medizintexten in lateinischer Schrift auch umfangreiches Textmaterial aus der jüdischen Medizin enthält, in dem altokzitanisches Wortgut in hebräischer Schrift überliefert ist. Somit ist das DiTMAO das erste Wörterbuch, das den mittelalterlichen Wortschatz der Medizin in Südfrankreich komplett erfasst und darüber hinaus für die Beschäftigung mit mittelalterlichen hebräischen Medizintexten, die einen großen Anteil an altokzitanischen Lehnwörtern und Glossen enthalten, unentbehrlich ist. Mit Hilfe der DFG-Förderung wurde in Zusammenarbeit mit dem Istituto di Linguistica Computazionale „Antonio Zampolli“ (ILC, CNR Pisa) ein Datenbanksystem mit einem komplexen lexikographischen Editor (LexO) entwickelt, das den Anforderungen des in Frage stehenden Wortmaterials (z.B. verschiedene Sprachen und Alphabete) gerecht wird. Aus dem Korpus wurden ca. 5200 Wortvarianten (davon ca. 2000 in hebr. Schrift) extrahiert, auf 2100 Lemmata abgebildet und mit Hilfe von LexO erfasst. Die untereinander vernetzten Einträge enthalten u.a. eine möglichst präzise Bedeutungsbestimmung, Synonyme sowie in den mittelalterlichen Texten selbst in „Wortgleichungen“ angegebene Entsprechungen in anderen Sprachen (insbes. Arabisch, Hebräisch, Latein, insgesamt ca. 1500). Weitestgehend abgeschlossen wurde eine zusätzliche onomasiologische Komponente, die den altokzitanischen Wortschatz der Medizin in einem „Wissenssystem“ (einem semantischen Netz ähnlich) erschließt. Im Nachgang der Förderung wurde das Projekt aus eigenen Mitteln der Antragsteller sowie der Kooperationspartnerin Maria Sofia Corradini weitergeführt und die Zahl der erfassten Formen erweitert (nunmehr 5798 Varianten, 2219 Lemmata, 1725 Entsprechungen in anderen Sprachen). U.a. wurde damit begonnen, altokzitanisches Wortmaterial aus einem weiteren DFG-geförderten Projekt („Eine medizinisch-botanische Synonymenliste in hebräischer Schrift aus Mittelitalien (15. Jahrhundert)“) einzupflegen. Wir planen im Laufe des Jahres 2024 damit zu beginnen, das DiTMAO schrittweise online zu stellen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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