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Approximationsalgorithmen für topologisches Netzwerkdesign in Theorie und Praxis

Fachliche Zuordnung Theoretische Informatik
Förderung Förderung von 2011 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 202111644
 
Erstellungsjahr 2016

Zusammenfassung der Projektergebnisse

In dem Projekt untersuchten wir topologische Netzwerkdesignprobleme wie z. B. das Steinerbaum-Problem in Graphen. Dabei beschäftigten wir uns einerseits mit Approximationsalgorithmen und deren praktischer Umsetzung, andererseits auch mit der Anwendbarkeit von ähnlichen Konzepten in verwandten Gebieten wie z. B. der Bio- und Geoinformatik. Hauptaspekt der Untersuchungen war die Praktikabilität von den stärksten Approximationsalgorithmen für das Steinerbaum-Problem. Diese wurden vorher ausschließlich unter theoretischen Gesichtspunkten untersucht. Die Güten und Laufzeiten dieser Approximationsalgorithmen sind von einer Konstanten k abhängig. Da die konkurrenzfähigen Güten erst bei k → ∞ erreicht werden, stellt sich die Frage, wie diese Algorithmen sich in der Praxis bei kleinen, realistischen Werten für k verhalten, wie groß man dieses k wählen kann, und ob sich die Wahl eines größeren k s überhaupt auch in der Praxis lohnt. Um dies zu ermitteln, wurden im Wesentlichen alle diese Algorithmen implementiert, im Sinne des Algorithm Engineering an diversen Stellen verbessert, und evaluiert. Im ersten Schritt jedes dieser Algorithmen muss man eine Vielzahl sogenannter „k-beschränkter Komponenten“ erzeugen. Dieser Schritt ist schon ein erster Flaschenhals, weshalb hier unterschiedliche Umsetzungsmöglichkeiten evaluiert wurden. Für k = 3 gibt es eine Algorithmusvariante, bei der diese Komponenten erst erzeugt werden, sobald sie benötigt werden. Es stellte sich heraus, dass dieser Algorithmus – interessanterweise einer der ältesten der starken Algorithmen – der einzige war, dessen Laufzeit nicht signifikant zunimmt, der aber trotzdem bessere Lösungen erreicht als die klassischen Approximationen. Für k = 3 haben wir ein bekanntes Ergebnis erweitert und gezeigt, dass man die vorgelagerte Komponentenerzeugung immer mithilfe von Voronoi-Regionen beschleunigen kann, ohne an Güte zu verlieren. Dies gilt unabhängig vom dahintergeschalteten Approximationsalgorithmus. In der Praxis ist diese Komponentenerzeugung die effizienteste. Für k ≥ 4 funktioniert diese Methode nicht mehr ohne Verluste an der Güte von mindestens 9/8. Einer auf dynamischer Programmierung basierender Ansatz ist hier erfolgsversprechender. Generell ließen sich die Fälle für k ≥ 4 erst unter Zuhilfenahme von Preprocessing-Maßnahmen betrachten. Hierbei werden Steinerbaum-Instanzen verkleinert, ohne dass der Wert der Lösung verändert wird. Dafür mussten wir allerdings zunächst einmal untersuchen, wie sich das Preprocessing auf die erreichten Güten auswirkt: die Güten verändern sich in beide Richtungen, im Allgemeinen ist das Anwenden von Preprocessing aber eher gut (allerdings statistisch nicht signifikant) für die Güte die Lösung. Aus Sicht der Laufzeit ist das Anwenden von Preprocessing nie nachteilig. Ein Nebenergebnis war auch, dass sich die Reihenfolge von Preprocessing-Maßnahmen, wenn man sie iteriert anwendet, kaum auf den erreichten Verkleinerungsfaktor auswirkt. Mittels Preprocessing konnten wir nun Vergleiche der Algorithmen bis k = 6 durchführen und somit Stärken und Schwächen der einzelnen Algorithmen ausmachen. Ein überraschendes Ergebnis war, dass Algorithmen, die nur für k = 3 entwickelt und analysiert wurden, bei größeren k nicht schlechter abschneiden als die für k → ∞ entwickelten Algorithmen. Da bei allen Algorithmen die Komponentenerzeugung die Laufzeit dominiert, waren die Laufzeiten auch im selben Rahmen. Ebenso überraschend war, dass – je nachdem wie man sich Praktikabilität definiert – man nun k = 5 bis k = 6 als praktikabel ansehen kann. Im Spannungsfeld zwischen den besten exakten Algorithmen für das Steinerbaumproblem und den besten (Meta)heuristiken (ohne bekannte Güten) sind die starken Approximationsalgorithmen jedoch noch nicht zu empfehlen. Metaheuristiken erreichen – je nach gewählter Iterationsanzahl – in Bruchteilen von Sekunden bis in wenigen Sekunden maßgeblich bessere Ergebnisse als alle Approximationsalgorithmen. Die exakten Algorithmen finden die optimale Lösung im Mittel bereits in weniger Zeit als die Algorithmen für k = 4 ihre Approximation.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Contraction-Based Steiner Tree Approximations in Practice. In Proc. of ISAAC 2011, LNCS 7074, 40–49, Springer, 2011
    M. Chimani, M. Woste
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1007/978-3-642-25591-5_6)
  • Improved Steiner Tree Algorithms for Bounded Treewidth. Journal of Discrete Algorithms 16, 67–78, 2012
    M. Chimani, P. Mutzel, B. Zey
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.jda.2012.04.016)
  • 2-InterConnected Facility Location: Specification, Complexity, and Exact Solutions. In Proc. of INOC 2013, ENDM 41, 21–28, Elsevier, 2013
    M. Chimani, M. Kandyba, M. Martens
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.endm.2013.05.071)
  • How to Eat a Graph: Computing Selection Sequences for the Continuous Generalization of Road Networks. In Proc. of ACM SIGSPATIAL 2014, 243–252
    M. Chimani, T. C. van Dijk, J.-H. Haunert
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1145/2666310.2666414)
  • Steiner Tree 1.39-Approximation in Practice. In Proc. of MEMICS 2014 (Selected Papers), LNCS 8934, 60–72, 2014
    S. Beyer, M. Chimani
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1007/978-3-319-14896-0_6)
  • Approximating Spanning Trees with Few Branches. Theory of Computing Systems. 56(1), 181–196, 2015
    M. Chimani, J. Spoerhase
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1007/s00224-014-9556-6)
  • Network Design Problems with Bounded Distances via Shallow-Light Steiner Trees. In Proc. of STACS 2015, 238–248, 2015
    M. Chimani, J. Spoerhase
    (Siehe online unter https://doi.org/10.4230/LIPIcs.STACS.2015.238)
  • Speedy Colorful Subtrees. In Proc. of COCOON 2015, LNCS 9198: 310–322, 2015
    W. T. J. White, S. Beyer, K. Dührkop, M. Chimani, S. Böcker
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1007/978-3-319-21398-9_25)
  • Strong Steiner Tree Approximations in Practice
    S. Beyer, M. Chimani
  • The Influence of Preprocessing on Steiner Tree Approximations. In Proc. of COCOA 2015, LNCS 9486, 601–616, LNCS, 2015
    S. Beyer, M. Chimani
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1007/978-3-319-26626-8_44)
 
 

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