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Die Rhetorik des Monotheismus im Römischen Reich - Monotheistische Rede in Prosa und Poesie der Spätantike

Fachliche Zuordnung Griechische und Lateinische Philologie
Förderung Förderung von 2011 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 202985777
 
In den ersten nachchristlichen Jahrhunderten ist in der paganen Literatur eine ausgeprägte Tendenz zu erkennen, beim Sprechen über eine oder zu einer Gottheit Prädikationen zu verwenden, die sich nicht von der Ausdrucksweise explizit monotheistischer Texte unterscheiden. Während dieses Phänomen bisher fast ausschließlich an philosophischen und im Besonderen theologischen Texten herausgearbeitet wurde, nimmt das vorliegende Projekt die Literatur in den Fokus, in der nicht die theoretische Diskussion von Gottesbildern im Zentrum steht, sondern die in der Anrede an eine Gottheit und in der Beschreibung des göttlichen Wirkens ihre besonderen Eigenschaften kommentiert und je nach Textsorte, literarischer Gattung und Funktion der Aussage unterschiedlich präsentiert. In den Texten nachweislich oder doch wahrscheinlich paganer Autoren des ausgehenden 4. und beginnenden 5. Jahrhunderts (Symmachus, Servius, Macrobius) lässt sich zwar feststellen, dass das Sprechen über das Göttliche den philosophisch rational konturierten Vorstellungen der Gebildeten entspricht; doch standen die traditionellen religiösen Kulte klar und teilweise explizit im Zentrum ihres Interesses. Hier soll gefragt werden, wie diese Diskrepanz zwischen einem Ein-Gott-Denken und der Vorstellung eines Pantheons unterschiedlicher Götter in den Texten diskutiert, interpretiert und/oder negiert wird. An poetischen Texten von Autoren derselben Zeit, die nicht eindeutig als Christen erkennbar sind bzw. sein wollen (Ausonius, Claudian), soll untersucht werden, wie diese die traditionell als pagan verstandenen Gottheiten darstellen, wie sie über sie und zu ihnen sprechen, welche Gottesbilder und -vorstellungen sie zugrundelegen, in welchen Kontexten sie zu welchen Zwecken auf das Pantheon oder einzelne Götter rekurrieren und welche rhetorischen Strategien die unterschiedlichen (fingierten) Sprechsituationen verlangen. Bei den Autoren, die sich in denc hristlichen Diskurs einschreiben (Prudentius, Paulinus von Nola, Iuvencus, Cento Probae), stellt sich die Frage, wie sie in ihren Gedichten die an paganen Gattungstraditionen orientierte Rede zu und von Gott mit christlichen Gottesvorstellungen und -prädikationenverbinden. Grundlegend ist für die Arbeit an diesen Texten die Frage, inwiefern die Situativik des Sprechens über/zu Gott/Göttern und an literarische Konventionen gebundene Sprache Grenzziehungen zwischen mono- und polytheistischen Gottesbildern noch zulässt, anhand welcher Kriterien sich eine solche Grenze überhaupt ziehen bzw. feststellen lässt und ob nicht die in den Texten selbst verwendeten Begriffe, Motive und Vorstellungen andere, ihnen angemessenere Beschreibungen und Zuordnungen nahelegen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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