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Die Utopie im postutopischen Zeitalter. Gesellschaftskritik und Gattungsinnovation im zeitgenössischen russischen Roman
Antragstellerin
Professorin Dr. Andrea Meyer-Fraatz
Fachliche Zuordnung
Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung
Förderung von 2011 bis 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 203731323
Das Forschungsprojekt untersucht anhand theoretisch fundierter Einzelanalysen von gesellschaftspolitisch brisanten Texten der russischen Gegenwartsliteratur die jüngsten Entwicklungen der utopischen Schreibweise. Dabei lautet die Ausgangshypothese, dass die literarische Gattung der Utopie, in deren Zentrum der Entwurf idealer bzw. abschreckender Gemeinwesen (Eutopie bzw. Dystopie) steht, auf die in verschiedenen soziologischen Zeitdiagnosen konstatierte zunehmende Delegitimierung des Staatsgedankens reagiert. Auf der Basis eines durch strukturelle und thematische Kriterien klar umgrenzten Korpus russischer Romane will das Forschungsprojekt deshalb die Fragen beantworten, welche Rolle die Idee staatlicher Ordnung in der zeitgenössischen Literatur noch spielt, welche Alternativen für die Organisation menschlicher Gemeinwesen gegebenenfalls imaginiert werden und welche Ausdrucksformen dabei in Anknüpfung an bzw. in Abgrenzung von den Gattungskonventionen der literarischen Utopie ausgebildet werden. Berücksichtigt werden hierbei die relevanten soziologischen Arbeiten, die einschlägige gattungstheoretische Forschung sowie die formensprachliche Traditionsbildung. Als Untersuchungsgegenstand ist gerade die russische Literatur in doppelter Weise prädestiniert. Zum einen wird im Zerfall der Sowjetunion die Delegitimation des Staates und das „Ende der Utopie“ mit Händen greifbar, zum anderen verfügt die russische Literatur über eine lange (anti-)utopische Tradition, an die aber erst nach dem Einsetzen der Perestrojka wieder angeknüpft werden konnte.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen