Charakterisierung der molekularen Grundlagen des Aspirin-like Defekts bei pädiatrischen Patienten und deren Familien
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Der Aspirin-like Defekt (ALD) ist eine seltene, erbliche Thrombozytopathie, die gekennzeichnet ist durch milde Blutungsneigung sowie gestörte Thrombozytenaggregation auf Arachidonsäure (AA) Stimulation. Der zugrundeliegende Defekt wird im Bereich des thrombozytären AA-Metabolismus bzw. der Thromboxan A2 (TxA2) induzierten Signaltransduktion vermutet. Im Rahmen diese Projekts wurden Parameter für die gesicherte Diagnose des ALD ermittelt und umfassende molekulare Analysen zur Klärung der Pathomechanismen des ALD durchgeführt. Es konnten im gesamten Projektverlauf folgende Resultate erzielt werden: 1. Ein Patientenkollektiv bestehend aus 64 Probanden aus 18 Familien konnte vollständig klinisch-anamnestisch und labordiagnostisch charakterisiert werden. Bei insgesamt 26 Patienten wurde ein ALD diagnostiziert, während 38 Familienangehörige keinen ALD hatten. 2. Diagnostische Parameter: Wichtigster diagnostischer Parameter ist die signifikant verminderte Aggregationsantwort auf AA-Stimulation, die im Intervall bestätigt sein muss. Zur Differentialdiagnose dient die Aggregationsantwort auf U46619-Stimulation (TxA2-Analog). Liegt ausschließlich eine pathologische AA-induzierte Aggregationsantwort vor, ist von einem Enzymdefekt (COX1- oder TBXAS1) im AA-Metabolismus auszugehen (ALD Typ 1). Ist auch die U46619 Aggregationsantwort signifikant vermindert, kann von einem Defekt der TxA2- induzierten Signaltransduktion (z.B. TxA2-Rezeptordefekt) ausgegangen werden (ALD Typ 2). Diese Differentialdiagnose wurde bei 20 ALD-Patienten durchgeführt und zeigte bei 8 Patienten ALD Typ 1 und bei 12 Patienten ALD Typ 2. Die Diagnose kann durch Bestimmung des TxB2-Spiegel im Plasma gestützt werden. Bei Vorliegen eines ALD Typ 1 sind die Werte signifikant niedriger als bei gesunden Kontrollen. Dieser neuere Parameter bedarf noch einer detailierten Validierung. 3. Molekulare Grundlagen: Die DNA-Sequenzanalyse der Gene des AA-Metabolismus (PLA2, COX1, TBXAS1) und des TxA2-Rezeptors ergab keinen Zusammenhang mit dem ALD Phänotyp. Vergleichende Analysen des gesamtgenomischen Thrombozytentranskriptoms ergab einen signifikanten Zusammenhang zwischen der AA-induzierten Aggregationsantwort und dem TxA2-Rezeptor, der jedoch in nachfolgenden Untersuchungen nicht bestätigt werden konnte. Im TBXA2R Gen konnte ein bislang nicht beschriebener Repeat-Polymorphismus identifiziert werden, der einen signifikanten Einfluß auf die Expression des Gens hat. Der ALD-Phänotyp oder die Thrombozytenaggregation sind mit diesem Polymorphismus jedoch nicht assoziiert. Epigenetische Untersuchungen zur Methylierung des TBXA2R und des COX1 Gens zeigten ebenfalls keine Assoziation zum ALD-Phänotyp. Insgesamt konnten durch die Studie wichtige Parameter zur Differentialdiagnose des ALD ermittelt werden. Bei den untersuchten 18 Familien konnten Mutationen der PLA2, COX1, TBXAS1 und TBXA2R Gene als molekulare Ursache des ALD ausgeschlossen werden.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- Hereditäre milde Blutungsneigungen: Phänotypen des "Aspirin-like" Defektes in Klinik und Labordiagnostik. (ABSTRACT Nr 52), Jahrestagung der Sächsisch-Thüringischen Gesellschaft für Kinder und Jugendmedizin und Kinderchirurgie
Rolf N, Knöfler R, Bugert P, Gehrisch S, Siegert G, Kuhlisch E, Suttorp M
- Erfahrungen eines pädiatrischen Gerinnungszentrums mit dem Aspirin-like Defekt als hereditäre Thrombozytopathie. Kinder- und Jugendmedizin 2006;6:A15
Rolf N, Gehrisch S, Siegert G, Suttorp M, Knöfler R
- Clinical symptoms and platelet aggregation studies in 26 family members of patients with aspirin-like defect (ALD). Haemostaseologie 2007;27:A58-A59
Rolf N, Knöfler R, Gehrisch S, Siegert G, Suttorp M
- Correlation of platelet RNA profiles and platelet aggregation response to arachidonic acid in patients with aspirine-like defect. Hämostaseologie 2008;28:A35
Bugert P, Rolf N, Knoefler R, Suttorp M, Klüter H, Schedel A
- Clinical and laboratory aspects of the Aspirin-like defect as hereditary thrombocytopathy. Hämostaseologie 2009;29:177-183
Rolf N, Bugert P, Gehrisch S, Siegert G, Suttorp M, Knöfler R
- Clinical and laboratory phenotype associated with the aspirin-like defect – response to Dragani et al. Br J Haematol 2009;148:663-664
Knoefler R, Bugert P, Rolf N, Suttorp M
- Diagnosis of Aspirin-like Defect in 30 Individuals from 17 Pedigrees Based on Clinical and Laboratory Phenotypes. Br J Haematol 2009;144:416-424
Rolf N, Knoefler R, Bugert P, Gehrisch S, Siegert G, Kuhlisch E, Suttorp M
- Genome-wide platelet RNA profiling in clinical samples. Methods Mol Biol 2009;496:273-283
Schedel A, Rolf N
- Hereditäre milde Blutungsneigungen: Phänotypen des "Aspirin-like" Defektes in Klinik und Labordiagnostik. Kinder- und Jugendmedizin 2009;9:A22
Rolf N, Knöfler R, Bugert P, Gehrisch S, Siegert G, Kuhlisch E, Suttorp M
- Clinical and laboratory diagnosis of inherited platelet function disorders. Transfus Med Hemother 2010;37:229-230
Bugert P.
- Sequence analysis of genes of the arachidonic pathway in patients with the aspirin-like defect. Hämostaseologie 2010;30:A71
Klaus I, Schedel A, Knoefler R, Rolf N, Suttorp M, Klüter H, Bugert P
- Strategies in clinical and laboratory diagnosis of inherited platelet function disorders in children. Transfus Med Hemother 2010;37:231- 235
Knöfler R, Streif W